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Archiv-Artikel

Arzneikosten steigen ungebremst

Medikamente kosteten die gesetzlichen Kassen voriges Jahr 22,7 Milliarden Euro

BERLIN ap ■ Alle Bemühungen des Gesetzgebers, die Ausgaben für Arzneimittel einzudämmen, laufen ins Leere. Nach dem gestern in Berlin veröffentlichten Arzneiverordnungsreport 2003 kletterten sie im vergangenen Jahr erneut um 6,5 Prozent auf 22,7 Milliarden Euro. Der daraus resultierende Umsatzzuwachs beträgt danach 1,4 Milliarden Euro und erklärt fast die Hälfte des Defizits von drei Milliarden Euro in den GKV-Gesamtausgaben von 143 Milliarden Euro.

Damit hat sich der Anteil der Arzneimittel seit 1993 an den GKV-Gesamtausgaben von 13,9 Prozent auf 17,4 Prozent erhöht. Sie liegen um eine Milliarde Euro über den Kosten für ärztliche Behandlungen, die nur um zwei Prozent angestiegen sind.

Als Hauptursachen für den Preisanstieg macht der Report, für den 888 Millionen Rezepte analysiert wurden, vor allem das Verschreiben teurer „Analogpräparate“ verantwortlich. Diese werden oft mit großem Werbeaufwand vermarktet, weisen aber gegenüber bereits vorhandenen gleichartigen Medikamenten keinen zusätzlichen therapeutischen Nutzen auf. Als Spitzenreiter in dieser Gruppe nennt der Report den Cholesterinsenker Sortis mit einem Umsatz von 107 Millionen Euro.

Insgesamt errechnet der Report ein theoretisches Einsparpotenzial bei Arzneimitteln von 4,1 Milliarden Euro oder 18 Prozent der GKV-Ausgaben für Medikamente. 1,14 Milliarden Euro könnten eingespart werden, wenn die Kassenärzte darauf verzichten würden, umstrittene Arzneimittel zu verschreiben, deren therapeutische Wirksamkeit nicht oder nicht ausreichend durch kontrollierte klinische Studien belegt worden sind.

Als Maßnahme gegen weitere Ausgabensteigerungen empfehlen die Autoren eine Einschränkung des Einflusses der Pharmaindustrie auf den Handel mit Medikamenten.