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Archiv-Artikel

Putzen, Hüten, Päppeln, Tippen

Finanzsenator legt Bericht zur Frauenförderung vor und freut sich über viele Chefinnen. Frauenbeauftragte sieht das anders: Männer sind im Verdienen und Absichern immer noch viel besser. Ihre Erkenntnis: Benachteiligung lang nicht vorbei

Von sgi

Bremen taz ■ Es ist doch immer eine Frage der Perspektive, wie ein Sachverhalt zu bewerten sei. Ein anschauliches Beispiel für diese Erkenntnis boten jetzt Bremens Finanzsenator Ulrich Nußbaum (parteilos) und die Bremer Frauenbeauftragte Ulrike Hauffe. Nußbaum lieferte die Vorlage. „Positive Tatsache: 34 Prozent der Leitungsfunktionen von Frauen besetzt“, ließ der Senator stolz veröffentlichen – es handelte sich um den Bericht zur Frauenförderung im öffentlichen Dienst in den Jahren 1998 bis 2002, den der Finanzsenator regelmäßig vorlegen muss. Und der ist – aus männlicher Senatorensicht – toll. Vor allem die Chefinnen-Quote hat es Nußbaum angetan, man erreiche damit einen „Spitzenwert im Vergleich zur Privatwirtschaft und zu anderen öffentlichen Arbeitgebern.“ Aber der Senator will mehr: „Ziel ist für mich die 50-Prozent-Quote.“

Die Frauenbeauftragte freut sich auch über den Bericht, aber sie rückt die Zahlen in ein anderes Licht: Bei der Berechnung des Frauenanteils in Führungspositionen falle auf, „dass bereits bei relativ niedrigen Entlohnungsstufen angesetzt wird“, so Hauffe, „bei Positionen ab A 16 aufwärts, also bei einem Grundgehalt von rund 4.200 Euro in der Eingangsstufe, beträgt der Frauenanteil nur noch elf Prozent.“

Insgesamt beläuft sich der Frauenanteil bei den Bremer Behörden und Dienststellen auf 56,5 Prozent – für Nußbaum ein „Nachweis dafür, dass der öffentliche Dienst nach wie vor eine Vorreiterrolle bezüglich der Beschäftigung von Frauen einnimmt.“

Allerdings sei es so, gesteht der Senator ein, dass die weiblichen Beschäftigten „nach wie vor in den unteren Entlohnungsstufen über- und in den höheren Stufen unterrepräsentiert“ sind – kein Wunder: „Von Frauen dominierte Personalgruppen sind das Raumpflegepersonal (100 Prozent), das Erziehungs- und Betreuungspersonal (85 Prozent), das Personal der Gesundheitspflege (84 Prozent) sowie das Verwaltungspersonal (62 Prozent).“ In den traditionell männlich dominierten Bereichen wie Feuerwehr, Polizei und Strafvollzugspersonal liegen die Frauenquoten zwischen einem und 18 Prozent, ähnlich schlecht sieht es aus bei den Technikern (71 Prozent Männer) und bei den Forschern (65 Prozent). Nußbaum will hier mehr Frauen, aber die wollen wohl nicht: „Leider konnte insbesondere in den gewerblich-technischen Ausbildungsberufen die Quotierung nicht immer eingehalten werden, weil keine oder nur zu wenige Bewerbungen von Frauen vorlagen.“

Ulrike Hauffe hingegen kontert, dass sie für die so genannten Männerberufe bereits „beim letzten Bericht ein gezieltes Werbekonzept“ gefordert habe. Und auch auf andere Wermutstropfen weist Hauffe hin: So sei nur ein Fünftel der bremischen Beamten weiblich – was wenig mit den vielen Männern bei Feuerwehr oder Polizei zu tun habe. Denn deren Gesamtanteil am öffentlichen Dienst betrage nämlich nur 7,6 Prozent.

Hauffes Fazit: „Der Bericht gibt keinen Anlass, sich bequem zurückzulehnen und darauf zu warten, dass sich die Gleichstellung der Frauen von selbst einstellt.“ Über 350 Widersprüche habe es seit 1998 von Frauenbeauftragten in den verschiedenen Ämtern gegeben, was beweise, „dass Benachteiligungen von Frauen noch nicht überwunden sind.“ sgi