piwik no script img

Archiv-Artikel

1.000 Särge an die Heimatfront

Bushs Zwischenbilanz: 1.000 tote US-Soldaten seit Kriegsbeginn im Irak. Verteidigungsminister Rumsfeld findet diese Zahl, verglichen mit den 3.000 Toten vom 11. September, eher gering

BAGDAD/WASHINGTON afp/dpa/ap ■ Die Zahl der seit dem Einmarsch der US-Truppen im Irak getöteten US-Militärangehörigen hat die Grenze von tausend überschritten. Wie ein Pentagon-Vertreter am Dienstag in Washington mitteilte, wurden bis Dienstag mindestens 1.000 Militärangehörige getötet, unter ihnen drei Zivilisten. Die meisten Opfer gab es jedoch erst nach dem offiziellem Kriegsende am 1. Mai 2003.

Nach Angaben des Pentagon starben während des Irakkriegs 138 Soldaten. Die überwiegende Mehrzahl kam erst ums Leben, nachdem US-Präsident George W. Bush am 1. Mai 2003 das Ende der Hauptkampfhandlungen verkündet hatte. Von ihnen wurden drei Viertel im Kampf getötet, die Übrigen starben bei Unfällen, durch Krankheiten oder nahmen sich das Leben. Am Mittwoch wurden zwei weitere US-Soldaten getötet.

Zur Anzahl der seit Kriegsbeginn getöteten Iraker gibt es keine verlässlichen Angaben. Menschenrechtsorganisationen wie amnesty international schätzen sie auf mindestens 10.000.

Die US-Regierung und die Opposition reagierten umgehend auf die für den Wahlkampf womöglich bedeutende symbolische Zahl. US-Präsident George W. Bush hat gestern die Erfolge im Kampf gegen den Terror hervorgehoben. „Wir trauern um jeden Toten“, sagte Bush. „Wir ehren ihr Gedenken, indem wir diesen Auftrag beenden.“ Verteidigungsminister Donald Rumsfeld bemühte sich um Relativierung. Die Terroropfer – einschließlich der 3.000 Toten vom 11. September 2001 – ließen die Zahl eher klein erscheinen, sagte er. Bushs Herausforderer John Kerry, sprach von einem „tragischen Meilenstein“ des Irakkriegs.

Mit Entsetzen reagierte Italien auf die Nachricht von der erneuten Entführung zweier Staatsangehöriger. Die beiden Italienerinnen und zwei Iraker, allesamt Mitarbeiter italienischer Hilfsorganisationen, waren am Dienstag aus ihrem Büro in Bagdad verschleppt worden. Bei einer Krisensitzung in Rom hatte Ministerpräsident Silvio Berlusconi nach Medienberichten bereits klargemacht, dass Rom eine eventuelle Forderung der Entführer nach Rückzug seiner Truppen aus dem Irak ablehnen würde. Auf einer Internet-Seite bekannte sich gestern die islamistische Terrorgruppe „Ansar el Sawahiri“ zur Verschleppung und drohte weitere Attacken gegen Italien an. Als Reaktion auf die Entführungen bereiten die meisten regierungsunabhängigen Organisationen ihren Abzug aus dem Irak vor.

nachrichten SEITE 2, ausland SEITE 10