: Entführer stellen Ultimatum an Rom
„Inhaftierte Muslime“ sollen freigelassen werden, sonst sterben die zwei im Irak gekidnappten Italienerinnen. 1.000 protestieren in Nadschaf gegen al-Sadr
BAGDAD afp/ap ■ Die Entführer zweier Italienerinnen im Irak haben der Regierung in Rom ein Ultimatum von 24 Stunden für die Freilassung „inhaftierter Muslime“ gegeben. Sonst werde Italien nie erfahren, was mit den Geiseln geschehen sei, hieß es in der gestern im Internet publizierten Erklärung einer Islamistengruppe. Gestern traf Iraks Präsident Ghasi al-Jawar zu einem Gespräch mit Italiens Premier Berlusconi in Rom ein.
Die beiden im Irak entführten französischen Journalisten sind laut Regierung in Paris nach wie vor am Leben. „Wir haben ernsthafte Hinweise, dass sie korrekt behandelt werden“, sagte Außenminister Michael Barnier gestern im Radiosender Europe-1.
Sunnitische Geistliche im Irak nannten die Einsätze der US-Armee in den Rebellenhochburgen Falludscha und Tall Afer „Völkermord“. Tall Afar war gestern weiter durch die US-Armee und die irakische Nationalgarde abgeriegelt. Die US-Luftwaffe unternahm Aufklärungsflüge über der Stadt, in der bei stundenlangen Bombardierungen am Donnerstag 45 Menschen getötet wurden.
In der Pilgerstadt Nadschaf haben gestern rund 1.000 Demonstranten den radikalen schiitischen Geistlichen Muktada al-Sadr zum Rückzug aufgefordert. Ein Sprecher von al-Sadr warf den Demonstranten vor, Spannungen schüren zu wollen.
Die Irak-Untersuchungsgruppe wird laut der britischen Zeitung Guardian in den kommenden zwei Wochen bestätigen, dass der Irak unter Hussein zu Beginn des Krieges keine Massenvernichtungswaffen hortete. Die Veröffentlichung des Berichts der Untersuchungsgruppe werde den britischen Premier Blair in Bedrängnis bringen, so der Guardian, da zeitgleich der jährliche Labour-Parteitag stattfindet. Viele Parteimitglieder waren gegen den Irakkrieg.