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Archiv-Artikel

Der normale Lauf der Dinge

betr.: „Fressen oder gefressen werden“, taz vom 11. 9. 04

„‚Mit den Sparkassen‘, so Müller, könnten die deutschen Großbanken international konkurrenzfähig werden. Sie verfügten lokal über eine ‚enorm starke Stellung auf dem Privatkundenmarkt‘.“ Ach! Nur sollte es bei dieser Feststellung nicht bleiben, Herr Müller!

Die Herren der Privatbanken sollten sich doch, bitte schön, noch mal kurz daran erinnern, warum dies so ist: ein breites Filialnetz in der Nähe zum Kunden. Also genau dort, wo sich die Privatbanken in den letzten Jahren immer mehr zurück gezogen haben. Und wo einige Privatbanken auch keine Kunden mehr haben wollten. Oder wie soll die breite Bevölkerung es damals verstanden haben, dass der „Pöbel“ nur noch bei der für ihn gegründeten Deutsche Bank 24 abgefertigt wurde, die willkommenen Kunden mit entsprechendem Vermögen aber weiter bei der Deutschen Bank bleiben durften?

Und was die Herren Vorstände der Privatbanken doch auch, bitte, gleich mal sagen sollen: Sie wollen im Grunde ja nur die Kunden der Sparkassen und Volks- und Raiffeisenbanken, aber ganz bestimmt nicht das große Filialnetz mit entsprechend vielen Beschäftigten. Nach den Personaleinsparungsaktionen der letzten Jahre in den eigenen Häusern halte ich das zumindest für wahrscheinlich.

Man sollte nach Versäumnissen der letzten Jahre jetzt nicht auf die Politik und Gesetze schimpfen (die übrigens in anderen Ländern auch gelten; Sparkassen gibt es nicht nur hier), sondern sich an die eigene Nase fassen. Und wenn es heißt, „gefressen werden“, dann ist das doch der normale Lauf der Dinge in der freien Wirtschaft, oder habe ich das falsch verstanden?

DANIEL SCHULTZ-AMLING, Hofheim