taz-serie (letzer Teil): wie fahren wir 2010? : Qualität entdeckt
Die Bahn kommt. Der Bus auch
Immer mehr Leute fahren mit Bus und Bahn: 9,5 Milliarden Fahrten werden pro Jahr in Deutschland mit öffentlichen Verkehrsmitteln unternommen, pro Bürger sind das 110. Die Mitgliedsbetriebe des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) befördern mehr als 9 Milliarden Fahrgästen, also 95 Prozent. Vor zehn Jahren waren es noch 8,3 Milliarden. Tendenz: weiter steigend.
Zu diesem Ergebnis hat auch beigetragen, dass sich die Unternehmen im öffentlichen Personennahverkehr in den letzten Jahren um mehr Qualität bemüht haben. Ein Beispiel: Mittlerweile sind fast alle Busse im Stadtverkehr Niederflurbusse, also ohne Stufen. Auch bei S- und Straßenbahnen steigen die Fahrgäste meist stufenlos ein und aus.
Auch ist es inzwischen möglich, ohne umzusteigen vom Umland in die Stadt zu fahren. Vor elf Jahren wurden in Karlsruhe erstmals Eisenbahnstrecken mit innerstädtischen Bahnstrecken verknüpft. Die hierfür entwickelten Zwei-System-Stadtbahnwagen gibt es inzwischen in mehr als hundert Regionen. Der Eisenbahnverkehr wuchs seit der Bahnreform 1994 um mehr als 20 Prozent. Über 600 Millionen Kilometer pro Jahr legen die Züge mittlerweile zurück.
Das Netz der innerstädtischen Schienenstrecken wuchs in den letzten Jahren auf über 3.100 Kilometer. Zahlreiche Städte haben außerdem Nachtbusse eingeführt. Und: Über 90 Städte bieten Park-and-Ride-Systeme an.
Beim Verkehr spätabends und in wenig bewohnten Gegenden arbeiten die Unternehmen mit dem Taxigewerbe zusammen: Mehr als 30 Unternehmen führten Linientaxis ein, je über 50 entschieden sich für Anrufsammeltaxis oder den Taxiruf in den Bussen und Bahnen. Ebenfalls rund 50 Verkehrsunternehmen kooperieren mit Carsharing-Organisationen.
Eine weitere Qualitätsverbesserung sind die Kombitickets in Zusammenarbeit mit Messen, Kongressen, Theatern oder Sportvereinen. Sie machen es möglich, ohne zusätzlichen Fahrschein mit Bussen und Bahnen zu fahren. Verkehrsverbünde und Reiseveranstalter gemeinsam bieten außerdem die Fahrt zum Flughafen mit Bussen und Bahnen als Inklusivleistung an. Und damit sich die Menschen mit all diesen Angeboten auch zurechtfinden, haben mehr als 50 Städte Beratungsstellen eingerichtet – die Mobilitätszentralen.
Ganz neu: das Kombiticket für Bahnfahrer. Ab 14. Dezember dieses Jahres wird in zunächst 44 Städten für Kunden mit einem Fernverkehrsticket der Deutschen Bahn die Fahrt mit Bussen und Bahnen zum Ziel im Preis inbegriffen sein.
ADOLF MÜLLER-HELLMANN
Professor Adolf Müller-Hellmann ist Hauptgeschäftsführer des VDV. Der Artikel ist eine Reaktion auf die Taz-Serie „Wie fahren wir 2010?“.