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Archiv-Artikel

taz-serie: islam in berlin Welches Bild haben wir vom Islam?

Der Islam und die Muslime sind stärker in das öffentliche Bewusstsein gerückt. Als Bedrohung. Und als Problem. In Berlin haben in den vergangenen Monaten in Sachen Islam vor allem zwei Themen die öffentliche Debatte bestimmt: das Kopftuchverbot und der Streit um den Bau neuer Moscheen. Dahinter steckt bei vielen eine diffuse Angst: Islamische Fundamentalisten könnten sich auch in Berlin breit machen – oder haben sie es längst getan?

Klar ist: Muslime sind sichtbarer geworden in Berlin, zumindest in den westlichen Innenstadtbezirken. Die „Kopftuchdichte“, wie es ein Quartiersmanager aus dem Wedding nennt, hat zugenommen. Der islamische Religionsunterricht an den Grundschulen hat regen Zulauf. Und die Moscheevereine wollen raus aus den Hinterhöfen und repräsentative Gebäude errichten, die den christlichen Kirchen in nichts nachstehen.

In manchen Quartieren herrscht deshalb Aufregung. Traditionelle Muslime, so wird befürchtet, könnten die Atmosphäre im Kiez zu stark beeinflussen. Sind die Freiheiten der Kreuzbergerinnen, der Neuköllner, der Weddingerinnen in Gefahr? Diese Befürchtungen gründen häufig auf einer Art „gefühltem Islam“, auf einer subjektiven Wahrnehmung also, die mit Zahlen und Studien schwer zu belegen ist. Zumal es an wirklich aussagekräftigen Untersuchungen zu diesem Thema mangelt. Subjektive Wahrnehmung kann zutreffen, sie kann aber auch täuschen.

Welches Bild aber haben wir vom Islam? Vor welchem Hintergrund findet unsere Wahrnehmung satt? Die taz will sich in den kommenden Wochen – immer mittwochs – auf Spurensuche begeben: nach unseren Vorstellungen vom Islam, vor allem aber nach den Realitäten der Muslime in der Stadt. Was treibt die Islamistin, die als Frau ihre Freiheit will? Entwickelt sich in Berlin ein neuer, von der westlichen Moderne geprägter Euroislam? Was macht die Religion für Jugendliche so attraktiv? Wie verändert der Islam den Schulalltag? Das sind einige der Fragen, die wir in den kommenden Wochen stellen werden.

Heute blicken wir in den Kreuzberger Wrangelkiez. Verändern gläubige Muslime die Atmosphäre im Quartier? Sechs Protagonisten suchen nach Antworten. SABINE AM ORDE

taz-Serie „Islam in Berlin“ SEITE 23