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Archiv-Artikel

Kippenschmuggler meiden Großhäfen

Norddeutsche Zollfahndung legt Jahresbilanz 2008 vor und spricht von einem erfolgreichen Jahr. Die Fahnder müssen jedoch auch Rückgänge in ihrer Erfolgsstatistik einräumen. Der Transit-Handel mit der Kaudroge Khat sei „explodiert“

Statistiken sind bekanntlich interpretierbar: So ist es auch mit der Jahresbilanz 2008 des Zollfahndungsamtes Hamburg. „Bei der Sicherstellung von Rauschgift sind 2008 große Erfolge verzeichnet worden“, sagte am Mittwoch die Chefin der ZollfahnderInnen, Sabine Heise, „obwohl die großen Beschlagnahmemengen bei den harten Drogen ausgeblieben sind“.

So hätten die FahnderInnen des Zollfahndungsamtes Hamburg, zuständig für die Elbmetropole, Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Bremen und Mecklenburg, 29 Kilogramm Heroin, 22 Kilogramm Kokain, 4.494 Kilo Haschisch sowie 5.497 Kilo Marihuana und rund zwei Tonnen Khat aus dem Verkehr gezogen. Vor allem bei der Kaudroge Khat seien die Sicherstellungen der Vorjahre übertroffen worden. „Der Schmuggel mit Khat ist nach neuesten Feststellungen regelrecht explodiert“, sagte Heise. Der Norden gilt als „Transitstrecke“ für Kraftfahrzeug-Kuriere auf den Autobahnen aus den Niederlanden zu den Konsumenten in Skandinavien.

Indes sei die Beschlagnahme von Schmuggelzigaretten mit 29,3 Millionen Glimmstengeln zumindest in der Statistik 2008 rückläufig gewesen. Heise macht dafür die europäische Kooperation verantwortlich. So werden vermehrt vom Zoll entdeckte Schmuggeltransporte grenzüberschreitend observiert und bis zum Bestimmungsort durchgelassen, um die Strukturen des organisierten Kippenschmuggels aufzudecken. „Uns interessiert nicht nur der Fahrer, sondern wer dahinter steckt“, sagte Heise. Erfolgt dann der Zugriff, schlage dies in der Erfolgsbilanz der Polizei im Bestimmungsland zu Buche, nicht aber bei den Zöllnern. „Im Jahr 2008 waren das 85 Millionen Zigaretten mit einem Steuerschaden von 15 Millionen Euro“, rechnete Heise vor.

Zudem sei der Aufgriff großer Containerladungen auch deshalb zurückgegangen, da neuerdings der Zigarettenschmuggel über See nicht mehr über Hamburg und Bremerhaven abgewickelt werde, da der Verfolgungsdruck offenbar zu groß geworden sei. „Wir waren in den letzten Jahren zu gut“, scherzte die Cheffahnderin. Neue Trends seien noch nicht erkennbar.

Zufrieden ist die Präsidentin der übergeordneten Bundesfinanzdirektion Nord, Colette Hercher, auch mit der Freihafen-Containerprüfanlage in Hamburg-Waltershof. 2008 war in Bezug auf den Rauschgiftschmuggel eines der erfolgreichsten Jahre“, sagte Hercher. Seit 1996 seien beim Röntgen der Metallboxen 48 Tonnen Rauschgift sichergestellt worden.

In der Bekämpfung von Marken- und Produktpiraterie beschlagnahmte der Zoll allein 2008 bei Containerkontrollen überdies 13,3 Millionen Plagiat-Exemplare im Wert von 235 Millionen Euro. KAI VON APPEN