Schulreform mit halbem Herzen

Dem Grundschulverband gehen die Pläne des Schulsenators nicht weit genug. Die Auslese werde nicht abgeschafft

Als „halbherzigen Reformvorschlag“, der grundsätzlich am mehrfach gegliederten Schulsystem festhalte, kritisierte die Berliner Landesgruppe des Grundschulverbandes am Mittwoch die Vorschläge von Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) zum Umbau der Berliner Schulstruktur. Zwar sei die Abschaffung der Hauptschulen richtig, ebenso das vom Senat formulierte Ziel einer nicht auslesenden Schule. Doch mit den jetzigen Plänen verbleibe ein mehrgliedriges Schulsystem, das dieser Zielsetzung nicht gerecht werde, so der Verband.

Schulsenator Zöllner plant, Haupt-, Real- und Gesamtschulen zu einer „Sekundarschule“ genannten neuen Form zusammenzufassen. Gymnasien sowie Sonderschulen sollen wie bisher bestehen. Anders als an den Gymnasien, an denen die Schulzeit bis zum Abitur derzeit auf 12 Jahre verkürzt wird, sollen die Sekundarschulen das Abitur nach wie bisher üblich 13 Schuljahren anbieten. Außerdem sollen dort alle anderen Schulabschlüsse erreicht werden können. Der Senat hat den Plänen Zöllners bereits zugestimmt, die Unterstützung des Abgeordnetenhauses wird in den kommenden Monaten erwartet. Mit Geldern aus dem Bundesförderprogramm Konjunkturpaket II wird die Strukturreform derzeit bereits vorbereitet.

Mit der Beibehaltung von Gymnasien und Sonderschulen bleibe das Problem der Selektion bestehen, meint der Grundschulverband. Solange die Gymnasien das Recht behielten, sich ihre SchülerInnen auszusuchen, während die Sekundarschule „den übrig bleibenden Rest der Jugendlichen aufnehmen müssen, haben wir ein selektives Schulsystem“, heißt es in der am Mittwoch veröffentlichten Stellungnahme des Verbandes. Der Verband fordert deshalb „gleiche Zugangsbedingungen für beide Schularten“. Wolle der Senator an seinem Ziel einer nicht auslesenden Schule festhalten, könnten die bisherigen Pläne allenfalls ein Zwischenschritt sein. Eine längerfristige verbindliche Schulentwicklungsplanung zur Erreichung des eigentlich angestrebten Ziels liege allerdings bislang nicht vor, kritisiert der Verband. AWI