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Archiv-Artikel

‚Schule ohne Rassismus‘ startet in NRW durch

Das Basisprojekt ‚Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage‘ verstärkt seine Arbeit in Nordrhein-Westfalen: Die neue Essener Landeskoordinierungsstelle will die Zusammenarbeit von Schülern, Lehrern und Projektpartnern verbessern

ESSEN taz ■ Das Schülerprojekt Schule ohne Rassismus bekommt Verstärkung: Seit gestern unterstützt die Essener Zentrale der Regionalen Arbeitsstellen zur Förderung von Kindern und Jugendlichen und aus Zuwandererfamilien (RAA) die landesweit 77 Schulen, die sich bisher der internationalen Aktion angeschlossen haben. „Wir werden zunächst versuchen, die Zusammenarbeit der einzelnen Akteure zu verbessern, einen Erfahrungsaustausch organisieren“, sagt Christiane Bainski, Leiterin der Essener RAA-Zentrale – die Koordination der einzelnen Gruppen lag über ein Jahr lang brach, nachdem das Duisburger Anti-Rassismus-Informations-Centrum NRW (ARIC) nach Mittelkürzungen die gemeinsame Arbeit einfrieren musste.

Seit gestern stehen dem ursprünglich aus Belgien stammenden Anti-Rassismus-Projekt damit über 200 feste und rund 100 freie Mitarbeiter der RAA in 27 Städten in ganz Nordrhein-Westfalen zur Verfügung. Sponsoren wie die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), die Landeszentrale für politische Bildung oder das Bocholter Europa-Institut tragen den Hauptteil des Jahresetats von über 100.000 Euro. Auch die Landesregierung beteiligt sich – Schulministerin Ute Schäfer (SPD) stellt eine halbe Lehrerstelle zur Verfügung.

Eine Investition in die Zukunft: Noch immer wächst Schule ohne Rassismus – Schule ohne Courage rasant: „Wir haben allein in NRW über 20 neue Schulen in der Warteschleife“, sagt Bundeskoordinatorin Sanem Kleff selbstbewusst. Dabei stützt sich die Aktion auf das eigenverantwortliche Engagement von Schülerinnen und Schülern – die müssen mindestens 70 Prozent aller Schulangehörigen dazu bringen, sich zu den Grundsätzen der Aktion zu bekennen. Schüler, Lehrer und andere Schulbedienstete wie Sekretärinnen und Hausmeister erklären damit, sich langfristig gemeinsam gegen jede Form von Gewalt, Diskriminierung und Rassismus einsetzen zu wollen. Im Gegenzug verleiht die Berliner Bundeskoordination dann den Titel „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ als Teil eines europäischen Netzwerks: Neben Belgien und Deutschland gibt es Gruppen in Frankreich und Spanien, und auch in Polen wächst das Interesse. Regelmäßig gibt es Schülertreffen auf Bundes- wie auf europäischer Ebene.

Gleichzeitig suchen die Schülerinnen und Schüler Paten für ihr Projekt: So begleitet Sänger Herbert Grönemeyer die Käthe-Kollwitz-Gesamtschule in Lünen. „Zunächst denken die meisten an Promis wie Günther Jauch“, sagt Bundeskoordinatorin Kleff. „Oft aber merken die Schülerinnen und Schüler dann, dass ein Ansprechpartner vor Ort mehr tun kann.“ So wird die Essener Erich-Kästner-Gesamtschule etwa von Edna Brocke, Leiterin der Gedenkstätte Alte Synagoge, begleitet, und in Bocholt übernahm der SPD-Bundestagsabgeordnete Hans-Peter Kemper die Patenschaft für das Mariengymnasium.

Vermittelt werden so wichtige Schlüsselqualifikationen: Die Schülerinnen und Schüler lernen neben der Sensibilisierung für alle Formen von Diskriminierung und Rassismus und der Förderung demokratischer Denk- und Handlungsmuster, sich auch gegen Absagen und Widerstände durchzusetzen. „Außerdem fördern wir die Medienkompetenz, etwa bei der Produktion von Radiobeiträgen“, sagt Kleff – eine bereits mehrfach ausgezeichnete Arbeit: So erhielt Schule ohne Rassismus etwa den Jugendkulturpreis NRW, den Förderpreis „Demokratie leben“ des Bundestags oder den Aachener Friedenspreis. ANDREAS WYPUTTA