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Archiv-Artikel

Harter Poker bei VW

Nach der ersten Verhandlungsrunde in Hannover sind die Parteien von einer Einigung noch „meilenweit“ entfernt

HANNOVER taz ■ Mit dem ersten Tarifgespräch von Volkswagen und IG Metall hat bei Europas größtem Autobauer ein Poker um Lohnzugeständnisse für eine Garantie der Arbeitsplätze begonnen. Gut dreieinhalb Stunden brauchten beide Seiten am Mittwochnachmittag in Hannover, um einander die gegensätzlichen Standpunkte auch offiziell zu präsentieren.

„Die Fronten sind sehr verhärtet, wir liegen meilenweit auseinander“, resümierte IG-Metall-Bezirksleiter anschließend vor den Kameras die Tarifgefechtslage. VW-Verhandlungsführer, Josef-Fidelis Senn, bezeichnete kaum weniger dramatisch die Verhandlungen als „Richtungsentscheidung“ für Volkswagen. Mit den Worten: „Es besteht absolut kein Spielraum für Entgelterhöhungen“ beharrte er auf einer zweijährigen Nullrunde.

In den Verhandlungen selbst hatte er den von VW-Personalchef Peter Hartz erarbeiteten Sieben-Punkte-Plan präsentiert. Letztlich sollen dadurch die in einem Haustarifvertrag geregelten Einkommen der 103.000 Beschäftigten der deutschen VW-Werke schrittweise auf das Niveau des Metall-Flächentarifvertrages sinken.

Bei der IG Metall stößt allerdings nicht der Hartz’sche Katalog auf kategorische Ablehnung. Nach den Worten von IG-Metall-Sprecher Jörg Köther wäre die Gewerkschaft bereit, alle Forderungen der Gegenseite zumindest zum Verhandlungsgegenstand zu machen. Voraussetzung dafür sei allerdings „die grundsätzliche Bereitschaft von Volkswagen zu einer konkreten Arbeitsplatzgarantie“. Die liegt bislang nicht vor. IG-Metall-Verhandlungsführer Meine sagte nämlich nach der Auftaktrunde, dass von der Unternehmensseite „statt der notwendigen Arbeitsplatzgarantie nur vage Sprachblasen“ abgegeben worden und dass „die Kürzungsforderungen von Volkswagen unrealistisch und überzogen“ seien.

Die Gewerkschaft will konkret alle 103.000 Arbeitsplätze in den sechs deutschen VW-Werken garantiert haben, für die der Volkswagen-Haustarifvertrag gilt. Das soll über eine Vereinbarung geschehen, in der die Arbeitsplätze an den jeweiligen Standorten über konkrete Investitions- und Produktentscheidungen ein Jahrzehnt lang abgesichert werden. Das Unternehmen selbst spricht bislang nur von einer eher vagen Selbstverpflichtung, nach der die Gesamtzahl der Arbeitsplätze des Volkswagen-Konzerns in Deutschland nicht sinken soll. Die Gespräche werden am 5. Oktober fortgesetzt.

JÜRGEN VOGES