: iranische reaktionen auf den friedensnobelpreis
„Ein Werkzeug in der Hand von Ausländern“
Überrascht, aber mit (fast) einmütiger Zustimmung, so reagierte die Weltöffentlichkeit am Freitag auf die Verleihung des Friedensnobelpreises an die 56-jährige iranische Juristin Schirin Ebadi. Im Iran dagegen waren die Reaktionen gespalten. Fundamentalisten bezeichneten die Entscheidung des Osloer Komitees als Einmischung in die inneren Angelegenheiten des Landes. Der ehemalige Abgeordnete Hamid Resa Taraki erklärte, der Nobelpreis unterstütze säkulare Bewegungen und stehe im Widerspruch zu den Idealen der Islamischen Revolution von 1979. Das Nobelkomitee sei von seinem ursprünglichen Ziel abgewichen, den Frieden zu fördern. Es sei jetzt ein politisches Werkzeug in der Hand von Ausländern. Dagegen lobten die Reformer die Entscheidung, den Preis erstmals an eine Muslimin zu vergeben. Dies mache das Land stolz und gebe den Reformen neuen Antrieb, sagte der Geistliche Naser Kawami.
Die staatlichen Medien hatten erst mit mehrstündiger Verspätung über die Preisverleihung berichtet. Die reformorientierten Zeitungen informierten am Samstag auf der Titelseite über Ebadi, die regierungsnahen Blätter ignorierten sie weitgehend. Die fundamentalistische Sijasat-e-Rus nahm einen Bericht über die Entdeckung eines Friedhofs aus der Eisenzeit in Spanien auf die Titelseite. Der Verleger der konservativen Zeitung Entechab, Taleh Haschemi, sagte: „Wenn jemand den Preis verdient hätte, dann Präsident Chatami, denn er war die Haupttriebkraft hinter den Menschenrechtsaktivitäten.“ Auch die Regierung reagierte zurückhaltend. In einer Verlautbarung hieß es: „Wir hoffen, dass den Ansichten von Frau Ebadi innerhalb und außerhalb Irans nun mehr Beachtung geschenkt wird als vorher.“ Die Regierung freue sich, dass eine iranische Muslimin benannt worden sei, die die Möglichkeiten des Landes zur Verteidigung der Menschenrechte in einer Art nutze, die von friedliebenden Gremien in der Welt anerkannt werde. Die Regierung will jedoch morgen bei der Rückkehr Ebadis nach Teheran einen ranghohen Vertreter zur Begrüßung schicken. TAZ, AP, DPA