: Ein Steilpass mit Fair Play
Die Initiative „Fair Play – Fair Life“ macht bei Jugendlichen und Kommunalpolitikern auf die Produktionsbedingungen von Fußbällen aufmerksam. Bis zur WM 2006 werden Projekttage, Torwandschießen und Theaterkrimis veranstaltet
VON TILMAN VON ROHDEN
Der Ball ist rund – doch viele halten ihn für allzu kantig. Sie stoßen sich an den sozialen und wirtschaftlichen Bedingungen, unter denen die Fußbälle in Ländern der „Dritten Welt“ produziert werden. Um den ArbeiterInnen zu einem fairen Lohn zu verhelfen, hat sich die Initiative „Fair Play – Fair Life“ gebildet.
Bis zur Fußballweltmeisterschaft 2006, die in Deutschland ausgetragen wird, will sie mit vielfältigen Aktionen auf die geringen Löhne, langen Arbeitszeiten und schlechten Arbeitsbedingungen aufmerksam machen. Zugleich sollen Konsumenten motiviert werden, Fußbälle zu kaufen, die von Gepa kommen oder das Transfair-Siegel tragen. Diese fairen Bälle garantieren, dass die Arbeiter besser entlohnt werden und die Hersteller höhere soziale Standards einhalten, indem sie Bildungsmaßnahmen anbieten, Krankengeld zahlen oder langfristigere Arbeitsverträge anbieten. Zudem handelt es sich bei Transfair-Bällen ausschließlich um Qualitätsprodukte, die aus haltbaren Materialien handgenäht sind und im Inneren über eine Latexblase verfügen. Sie entsprechen internationalen Standards.
„Fair Play – Fair Life“ wendet sich insbesondere an Jugendliche, die in Schulen, Vereinen oder auf Turnieren mit Projekttagen oder „fairem Torwandschießen“ angesprochen werden sollen. Für Schulen wurde in Kooperation mit dem Schauspielhaus Düsseldorf ein Theaterstück vorbereitet, das den ungerechten Welthandel in Form eines komödiantischen Globalisierungskrimis angeht. Das Stück wurde vom Berliner Jugendtheater Grips uraufgeführt.
Direkt an Politiker wendet sich die Initiative mit der Aufforderung, die Idee des fairen Handels mittels Ratsbeschlüssen in Kommunen zu verankern. Unter anderem haben Rheinstetten, München und Bonn bereits Beschlüsse zum fairen Beschaffungswesen gefasst.
Die Initiative wird getragen von den evangelischen Kirchen Rheinland und Westfalen, dem Ministerium für Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen, mehreren Gruppen aus der Fair-Trade-Bewegung, dem Westdeutschen Fußball- und Leichtathletikverband sowie vom DGB-Bildungswerk.
Rund 60 Prozent aller handgenähten Bälle des Weltmarktes stammen aus der pakistanischen Stadt Sialkot, wo über 100 Firmen jährlich rund 40 Millionen Bälle pro Jahr produzieren. Weitere zehn Prozent des Weltmarktes für handgenähte Bälle stammen aus Indien, China liefert rund 20 Prozent.
Über die Hälfte der Mannschaften in der Fußballbundesliga spielen mit Bällen, die aus Sialkot kommen. Die Arbeiter dort bekommen pro Ball etwa 30 Rupien, das sind weniger als 50 Cent. Die Herstellung eines handgenähten Balls braucht 650 Nadelstiche und dauert rund zwei Stunden. Das Nähen von fünf Bällen pro Tag reicht nicht aus, um eine Familie zu ernähren. Für fair gehandelte Bälle bekommen Arbeiter 10 Rupien pro Ball mehr. Weitere Vorteile sind unter anderem bessere Arbeitsbedingungen, Schulen für die Kinder und geregelter Transport zur Fabrik.
Der größte Produzent in Sialkot ist mit rund 3,7 Millionen handgenähten Bällen pro Jahr und rund 1.000 Beschäftigten die Firma Tramondi. Dieses Unternehmen produziert seit zwei Jahren Bälle, die zum Teil das Transfair-Siegel tragen. Es gibt in Sialkot noch zwei weitere Firmen, die Transfair-Bälle produzieren. Die anderen Firmen dulden zum Teil noch nicht einmal Gewerkschaften. Die Arbeiter können es sich nicht aussuchen, ob sie Transfair-Bälle herstellen oder die üblichen. Der Anteil von Transfair-Bällen ließe sich problemlos steigern, aber dafür fehlen die Abnehmer in den industrialisierten Ländern.
Die großen Sportartikelhersteller gerieten wegen völlig inakzeptabler Produktionsbedingungen bereits unter öffentlichen Druck. Das lädierte Image versuchten sie auch durch verbesserte Verhältnisse zu heben. So beteiligt sich Adidas in Sialkot finanziell an einem Schulprojekt. Die Akteure des Transfair-Handels lehnen solche Unternehmensinitiativen nicht ab, plädieren aber dafür, dass sich auch die multinationalen Sportartikelhersteller den Kriterien des Transfair-Siegels unterwerfen. Erst diese Kriterien stellen Transparenz her.
Infos: www.fairplay-fairlife.de. Faire Fußbälle können geordert werden unter: www.globalrespect.de und www.tramondi.de/transfair