fußpflege unter der grasnarbe
: Fritz Walter in Silikon

Fugengummi fürs Bad macht schöner und ist zudem auch noch recht günstig. Der Liter kostet im Baumarkt um die Ecke ungefähr 16 Euro. Der Kämpferfuß von Uwe Seeler ist seit der Behandlung ein Kunstwerk und steht im Museum. Keine Warzen, keine Blasen, frisch gewaschen, pedikürt und in Bronze gegossen glänzt er neben Fritz Walter und Berti Vogts.

Elf Exklusivbehandlungen mit dem Wundermittel hat die Gladbacherin Brigitte Schmittges, Künstlerin und Nachbarin von Fußmodell und -ballexperte Günther Netzer seit 1995 gemacht. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: im Kölner Sportmuseum. Zur „Hall of Fame“ von zehn Fußballer-Füßen und der Hand von Sepp Maier gesellt sich nach der Komplettbehandlung mit Silikon und Bronze in ein paar Wochen der starke rechte Fuß von Bettina Wiegmann, 32-jährige Sportlehrerin des Fußball-Verbands-Mittelrhein.

Während Versicherungsvertreter und Touristikfachleute am Wochenende zur Motivation für die WM 2006 bei der Kaiser-Tour die Pille im Schatten ihrer Wohlstandsplautzen unter dem Balkon von Bürgermeister Ole von Beust über 10 mal 20 Meter Kunstrasen kickten, präsentierte die Mittelfeldregisseurin der Weltmeistermannschaft von 2003 ihre frisch rasierten, muskelbepackten Fußballerinnenwaden.

Gerd Müller und Franz Beckenbauer hatten ihre Pediküre bei der Star-Fußpflegerin der Presse verheimlicht. Zu gerne hätten wir doch gewusst, ob der Kaiser Fußpilz oder einen Plattfuß hat, doch sowohl unsere Fußballvorbilder als auch die Künstlerin hüllen sich in Schweigen über den Gesundheitszustand des Kickerkapitals. Nicht so Bettina Wiegmann, die ihre grazilen Füße aus hippen Turnschuhen in Größe 39 schälte und den „Publikumsmassen“ für einige Minuten tiefe Einblicke auf blanke, blasse, blasenfreie Haut gewährte, bevor sie ihren Luxusfuß nach kurzer Vaseline-Massage in graues Silikon, umgeben von einem weißen Mantel aus herrlich glattem Holz tauchte.

In 154 Länderspielen hat er 51 Tore geschossen. 15 Jahre nach seinem ersten Länderspiel gegen Ungarn genoss er das halbstündige Bad im weichen, schnellbindenden Gummi, umgeben von einer weißen Holzkiste. Endlich muss er sich nicht mehr in hässlichen Stollenschuhen verstecken, dieser stets verletzungsfreie rechte Fuß, der nach seiner Zeit beim FFC Brauweiler Puhlheim auch in der amerikanischen Profiliga Wusa sein Können unter Beweis gestellt hat.

Damit er, der Fuß vom „Fritz Walter der Damen“, wie Pedikeurin Schmittges Bettina Wiegmann nennt, sich neben all den Herren nicht einsam fühlt, sollen noch neun weitere Damenfüße und die Hand vom Sepp Maier der Damen, Torhüterin Silke Rottenberg, ein Bad im Fugenfüller nehmen. Pünktlich zur WM 2006 sollen die Besitzerinnen und interessierte Fußfetischisten aus aller Welt die Bronzeabgüsse dann im Museum bewundern können.

Ob der Fußguss bei Deutschlands bester Fußballerin Birgit Prinz oder Schmittges „Traumfuß“ Nia Künzer ähnlich unblutig verläuft, ist allerdings fraglich. Denn die Gefahr lauert neben der Rasur zur Vorbereitung unter der heimischen Dusche am Ende der Behandlung: Mit Akkuschrauber und Skalpell wird dem Silikontreter zu Leibe gerückt, bis der Holzklotz vom Bein entfernt ist.

Klinsis Fußballmillionäre haben in zwei Jahren übrigens auch die Chance, neben den Bronzefüßen der 11 Freunde und Freundinnen im Museum zu stehen: in Bronze wenn sie Weltmeister werden. Ansonsten müssen sie sich wie alle Anderen an der Kasse anstellen: Gruppen zahlen nur 4,50 Euro.