Wochenübersicht: Bühne : Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen
Ein paar Jahre war Heiner Müller ziemlich tot. Jetzt versucht im Deutschen Theater Dimiter Gotscheff mit „Germania. Stücke“ einen Wiederbelebungsversuch. Gotscheff, Müller-Mitstreiter und -Regisseur schon aus legendären Ostberliner Zeiten, als der Intendant der Volksbühne noch Benno Besson hieß, macht mit verschiedenen Müller-Texten eine Zeitreise durch 2.000 Jahre deutsche Geschichte: von Tacitus bis 1989. Versprochen werden dem Publikum jede Menge reale und literarische Protagonisten der ideologischen Kämpfe des 20. Jahrhunderts, die ab Donnerstag wieder aus ihren Gräbern steigen sollen. Die heutige Volksbühne macht wahr, was in manch überlanger Castorf-Inszenierung schon geübt werden konnte: „Partisan Neustadt: 24 Stunden Überleben im Theater“. Der Projekttitel ist wörtlich zu nehmen, denn in Bert Neumanns „Neustadt“-Kulisse kann man sich am 25. und 26. September jeweils von 15 Uhr bis 15 Uhr für 24 Stunden niederlassen. Am Abend gibt es Kultur, nach dem Frühstück werden theaterverwandte Aktivitäten angeboten, etwa Seminare in Trickbetrug. Fürs leibliche Wohl ist gesorgt, ein Schlafsack muss selbst mitgebracht werden. Um das Wohlbefinden kreist auch das neue Theaterstück von Kai Hensel, der zu den meistgespielten deutschen Dramatikern zählt. Allerdings ist im vorliegenden Fall das Wohlbefinden rein synthetisch und auf ausführlichen Drogenkonsum zurückzuführen, mit dem sich das Stück „Welche Droge passt zu mir“ intensiv befasst. Leyla Rabihs Inszenierung des Ein-Personen-Stücks ist ab Montag in den Sophiensælen zu sehen. Die Abteilung Puppenspiel der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch hat sich Virginia Woolfs Roman „Orlando“ vorgenommen, jener Gestalt, die Geschlechter, Rollen und Jahrhunderte wie Kostüme wechselt. Premiere Donnerstag im Theaterforum Kreuzberg.