Kotau der Rektoren

Unter heftigem Beschuss: Niedersachsens CDU-Kultusministerin Heister-Neumann hat die Vorsitzende des Schulleitungsverbands zu einer „dienstlichen Erklärung“ gezwungen

Es knirscht zwischen Niedersachsens Schulrektoren und Kultusministerin Elisabeth Heister Neumann (CDU): Die Vorsitzende des Schulleitungsverbandes (SLVN) ist von der Schulbehörde gezwungen worden, eine „dienstliche Erklärung“ abzugeben.

Die Opposition sprach am Freitag davon, dass Ressortchefin Elisabeth Heister-Neumann (CDU) eine widerspenstige Verbandschefin mundtot machen will. Die SLVN-Vorsitzende Helga Akkermann habe „zu keiner Zeit zum Rechtsbruch im Sinne des Boykotts der Maßnahme der Landesregierung“ aufgerufen, sagte dagegen ein Sprecher der Kultusministerin. Sie habe inzwischen in der Erklärung angegeben, falsch zitiert worden zu sein, als sie angeblich Schulleiter dazu aufforderte, Teilzeitanträge von Lehrern weiter „nach bestem Wissen und Gewissen zu bearbeiten“. Das versteht Heister-Neumann offenbar als Aufruf zum Ungehorsam. Akkermann ist wohl nicht ganz freiwillig zum Kotau gezwungen worden: Die Verbandsvorsitzende, selbst verbeamtete Schulleiterin, soll nur auf Druck der Schulbehörde gehandelt haben. Sie äußerte sich gestern dazu nicht.

„Herr Ministerpräsident, jetzt ist Schluss!“, hatte die Neue Presse eine Rede Akkermanns vor 200 Rektoren zitiert. Die Pläne des Landes zur Sicherung der Unterrichtsversorgung seien „hilflos anmutende Flickschusterei“. Vor allem erzürnt die oberste Rektorin, dass Schulleiter künftig Teilzeitanträge restriktiver bewerten sollen. Das führe zu „mehr Frust, noch mehr Überlastung und zu einem noch höheren Krankenstand“, heißt es schon in einer SLVN-Mitteilung vom Februar.

Die strengere Prüfung soll etwa 350 Stellen, vor allem in den Mangelfächern bringen. „Wie sollen wir einen Mathe-Kollegen, von dem wir froh sind, dass er 16, 18 Stunden unterrichtet, weil das die Grenze seiner Belastung ist, überreden, mehr zu arbeiten?“, wird die Schulleiter-Chefin zitiert. Heister-Neumann ist wegen der Proteste gegen Turbo-Abitur und Lehrermangel-Paket dünnhäutig geworden, vermutet Frauke Heiligenstadt (SPD). „Es wäre besser, sich mit der Kritik der Schulleiter auseinanderzusetzen, anstatt ihnen einen Maulkorb zu verpassen.“ KAI SCHÖNEBERG