Alternative tingelt übers Land

Neue Wahlalternative wirbt Mitglieder aus Bürgerinitiativen und lokalen Linksbündnissen ab. Nach der NRW-Kommunalwahl sollen sie dem neuen Bündnis beitreten. Keine Kooperation mit der PDS

VON MARTIN TEIGELER

Hüseyin Aydin klappert derzeit das linke Nordrhein-Westfalen ab. Der Landeskoordinator der „Wahlalternative Arbeit und soziale Gerechtigkeit“ (WASG) reist durch NRW, um bei lokalen Links-Gruppen Mitglieder zu werben. „Ich spreche mit Bürgerinitiativen“, sagt Aydin über seine Reisetätigkeit.

„Die Reaktionen sind positiv“, berichtet er. In den Gesprächen mit Linken und Bürgerbewegten vor Ort sei das Interesse an der WASG groß. Die Wahlalternative will den Protest gegen die Reformen der Bundesregierung in Parteipolitik umwandeln. Spätestens bei der Bundestagswahl 2006 möchte der Verein, der bislang noch keine Partei ist, antreten. Dazu braucht die WASG professionelle Strukturen und eine Basis. „Bislang haben wir rund 1.000 Mitglieder in NRW, 4.500 bundesweit“, sagt die Duisburgerin Irina Neszeri, mittlerweile hauptamtliche WASG-Kraft auf Bundesebene. Die Alternativen haben sich das ehrgeizige Ziel gesetzt, bis Ende November 2.000 Mitglieder in NRW zu haben.

„Ja, die waren auch bei uns“, sagt Manfred Evers, Sprecher und Kommunalwahl-Spitzenkandidat der „Ratinger Linken“, auf Anfrage. WASG-Vertreter Aydin habe sich dem linken Lokalbündnis vorgestellt. In der Ratinger Gaststätte „Zur Dampflok“ saß Aydin anderthalb Stunden mit den Linken vom Nieder–rhein zusammen, um über Agenda 2010 und Sozialprotest zu diskutieren. „Die wollen den Kapitalismus reformieren“, sagt Evers skeptisch. „Wir haben uns das angehört, aber einige von uns sind schon Mitglieder in Parteien.“ In der 30-köpfigen Ratinger Linksgruppe tendiere man eher zur PDS oder DKP, so Evers.

WASG-Politikvertreter Aydin hat eine andere Wahrnehmung der Gespräche. „Ablehnung ist eher die Ausnahme“, sagt er. „Viele linke Lokalpolitiker wollen nach der NRW-Kommunalwahl bei uns eintreten.“ Und: „Mit Leuten, die uns als ‚Reformisten‘ bezeichnen, wollen wir nichts zu tun haben.“ Der Ratinger Linke Evers kritisiert hingegen die Abgrenzungsbemühungen der WASG: „Das ist keine offene Bündnisstrategie, die PDS soll ausgegrenzt werden.“

Auch der PDS-NRW-Vorsitzende Paul Schäfer reagiert skeptisch, wenn es um eine Zusammenarbeit mit der Wahlalternative geht: „Es gibt derzeit keine offiziellen Gespräche zwischen uns und der WASG.“ Eine gemeinsame Liste zur Landtagswahl sei längst noch kein Thema. Die eigene Mitgliedschaft stehe zur PDS, sagt Schäfer: „Wir haben kaum Mitglieder verloren, sondern in 2004 rund 100 neue hinzugewonnen.“ WASG und PDS scheinen sich in NRW eher als Konkurrenten, denn als Kooperationspartner zu sehen. Auf seiner Tour an Rhein und Ruhr dürfte WASG-Mann Aydin kaum bei der PDS Station machen.