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Archiv-Artikel

Ein Schulkreis geht baden

In der sozial schwachen Region Billstedt und Horn erreichen nur fünf von 19 Schulen die von der Behörde verlangte Größe. Laut Standortanalyse soll jede dritte Schule dichtmachen. Kreiselternrats-Sprecher verweigert die geforderte Stellungnahme

von Kaija Kutter

Welche Wirkung die just begonnene Schulentwicklungsplanung entfalten kann, zeigt sich krass in der kinderreichen Region Billstedt/Horn. Geht es nach der „Standortanalyse“ der Bildungsbehörde, muss dort jede dritte Schule schließen. Kreiselternratschef Frank Ramlow weigert sich ob dieser Vorgaben, die bis zum Oktober gewünschte Stellungnahme abzugeben: „Ich kann doch nicht sagen, welche Schule geschlossen wird. Dann werde ich hier gelyncht.“

Ganze 14 von 19 allgemeinbildenden Schulen der so genannten „Region M3“ erfüllen nicht die von Bildungssenatorin Alexandra Dinges-Dierig (parteilos) gesetzten Kriterien für ein sicheres Überleben. Dazu gehören neben höheren Schülerzahlen pro Klasse auch die Zahl der Parallelklassen pro Jahrgang, Züge genannt. Grundschulen sollen drei davon haben, Zweizügigkeit ist nur „unter besonderen Bedingungen“ zugelassen. Übertragen auf Billstedt heißt dies, dass hinter den zehn Grundschulstandorten Speckenreye, Fuchsbergredder, Bonhoefferstraße, An der Glinder Au, Billbrookdeich, Beim Pachthof, Steinadlerweg, Oststeinbeker Weg, Möllner Landstraße und der Grundschule der Gesamtschule Horn ein dezentes Fragezeichen steht, weil sie nicht die „optimale Zügigkeit“ erreichen. Zahlenmäßig auf der sicheren Seite stehen nur fünf von 15 Grundschulen im Bezirk. Bei insgesamt „leichtem Anstieg“ der Schülerzahlen legt die Standortanalyse nahe, drei Grundschulen zu schließen.

Noch schlimmer sieht es für die drei Haupt und Realschulen (HR) Beim Pachthof, Steinadler Weg und Möllner Landstraße sowie für die Integrierten IHR-Schulen Oststeinbeker Weg und Hermannstal aus. Von ihnen füllt keine die geforderten vier Klassen. Aus Sicht der Standortanalytiker könnten hier drei Schulen genügen, womit schon fünf geschlossen wären.

Richtig eng wird es für die zwei Gymnasien St. Georg in Horn und Billstedt. Hier könnte nach Ansicht der Planer aus der Hamburger Straße „die gesamte gymnasiale Nachfrage“ vom M3 auf einen Standort mit vier Klassen konzentriert werden. Womit die sechste Schule weg wäre.

Die drei Gesamtschulen Mümmelmannsberg, Öjendorf und Horn sind so beliebt, dass sie auch von „Nachbarregionen“ Anmeldungen erhalten. Sie gelten als gesichert. Trotzdem soll es für sie statt bisher drei nur noch eine große Oberstufe geben. Damit steht für jeden dritten Schulstandort eine Schließung oder Teilschließung an.

„Die Sache wird nicht so heiß gegessen wie gekocht“, beruhigt der CDU-Schulpolitiker Robert Heinemann. „Natürlich werden wir neben der Zügigkeit noch andere Kriterien berücksichtigen.“ Um dies genauer und besser tun zu können, bittet er die Kreiselternräte: „Macht uns Vorschläge, welche Schule zu viel ist.“

Dazu sieht sich Frank Ramlow nicht in der Lage. „Ich kann doch nicht in 14 Tagen mit 14 Schulen Gespräche führen.“ Auf jeden Fall aber wären die im Bericht erwähnten sechs Schließungen zu viel. Schon gar nicht, so Ramlow, dürfe eines der Gymnasien zugemacht werden. Die Quote der Eltern, die ihr Kind auf einem Gymansium anmelden, liegt mit 29,1 Prozent in dem traditionellen Arbeiterviertel weit unter dem Hamburger Durchschnitt von 45 Prozent.

Ramlow empfiehlt die Arbeit in den Grundschulen zu verbessern „damit mehr Kinder die Empfehlung fürs Gymnasium bekommen“. Die Behörde allerdingsgeht hier – bis 2015 – von keiner Steigerung des Bildungserfolgs aus.