Zwischenlandung für Islam

Hat Cat Stevens alias Yusuf Islam die nationale Sicherheit der USA gefährdet? Der Ex-Musiker sitzt in Abschiebehaft

Mit „Moonshadow“, „Morning Has Broken“ oder „Father And Son“ hat er die vielleicht zärtlichsten Hits der Siebzigerjahre geschrieben. Kaum vorstellbar also, dass Cat Stevens allen Ernstes die nationale Sicherheit der Vereinigten Staaten von Amerika gefährden könnte, selbst wenn er wollte: „Ich glaube, die USA sind ein naives Volk, nicht annähernd so weit entwickelt wie die europäischen Nationen“, sagte er im November 2003 im taz-Interview: „Wie weit kann Amerika gehen? Soll die Welt amerikanisch werden? Ich glaube nicht.“ Aber da war Stevens schon lange konvertiert. Und der Name, den er als Zeichen seines Glauben angenommen hatte, steht auf einer US-Beobachtungsliste verdächtiger Personen: Yusuf Islam.

Obwohl Islam in seiner Heimat London unbehelligt ins Flugzeug nach Washington steigen konnte, wurde der Jumbo der United Airlines nach Maine umgeleitet und Yusuf Islam in Abschiebehaft genommen.

Es ist nicht auszuschließen, dass die ebenso prominente wie komplizierte Gestalt die US-Behörde für Verkehrssicherheit schlicht überfordert hat: Geboren wurde er als Stephen Demetri Georgiou am 21. Juli 1948 in London. Als Sohn einer Schwedin und eines zypriotischen Restaurantbesitzers wurde er griechisch-orthodox erzogen.

Für die Plattenfirma Decca veröffentlichte er bis Ende der Sechzigerjahre bis zu 30 Songs, die allerdings kaum jemand hören wollte. Erst nach 1968, nach einer überstandenen Tuberkulose, konnte er sich als softes Sexsymbol und begnadeter Songwriter etablieren. Anfang der Siebziger machten ihn unter anderem seine Kompositionen für den Filmklassiker „Harold & Maude“ (1971) zur Legende. Von Platten wie „Mona Bone Jakon“ (1970), „Teaser And The Firecat“ (1971), „Catch Bull At Four“ (1972) mit Hits wie „Lady DArbanville“, „Trouble“, „Peace Train“, „Sitting“ oder „Can’t Keep It In“ wurden bis heute mehr als 40 Millionen Exemplare verkauft.

Sein kreativer Stern war bereits im Sinken, als ihm sein Bruder 1977 von einer Reise nach Jerusalem den Koran mitbrachte. Ein Erweckungserlebnis für Cat Stevens, mit dem er, kaum 30 Jahre alt, sein Leben als Popstar endgültig beendete. Fortan kümmerte er sich nur noch um soziale Projekte – wie die Gründung und den Unterhalt muslimischer Schulen oder das Sammeln von Spenden zugunsten anderer islamischer Projekte. Bis vor einem Jahr tauchte er seitdem in der Presse nur einmal auf – als er das von Ajatollah Chomeini ausgesprochene Todesurteil gegen Salman Rushdie angeblich begrüßt haben sollte. Seit 1995 arbeitet Yusuf Islam wieder sporadisch im Studio. Unlängst veröffentlichte er eine Konzert-DVD mit dem letzten Cat-Stevens-Auftritt 1976 – für wohltätige Zwecke. Dass der 56-Jährige als gemäßigter Moslem und islamischer Wohltäter weltweit wirkt, könnte ihm nun zum Verhängnis geworden sein. Auf die „Watch List“ der US-Behörden soll sein Name geraten sein, weil er Geld an terrorverdächtige Gruppierungen gezahlt haben soll. ARNO FRANK