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Archiv-Artikel

volkspalast Nutzen, bis das Schloss verblasst

Nicht nur bis in den November dieses Jahres hinein, sondern bis Mitte 2005 – und womöglich noch länger – werden Künstler und andere den Palast der Republik bespielen. Das ist eine gute Nachricht für die Idee und Praxis der „kulturellen Zwischennutzung“, die damit immer mehr Raum für Aktionen gewinnt. Zugleich facht sie die öffentliche Debatte über die Zukunft des Ortes und seinen spezifischen Gebrauch für die Stadt und ihre Bürger neu an.

KOMMENTAR VON ROLF LAUTENSCHLÄGER

Aber freuen wir uns nicht zu früh: Das Plazet bedeutet noch keine Revision des Bundestagsbeschlusses, der den Abriss des Palastes der Republik vorsieht. Bestenfalls kann die gestrige Vereinbarung als Chance verstanden werden, der ideologisch überladenen Sinnfrage nach dem Palast, dem Schloss oder den enormen Kosten eines Neubaus mit einer schlichten, aber sehr wirkungsvollen pragmatischen Antwort zu begegnen. Die lautet: Nutzen wir den Ort, bespielen wir ihn, immer mehr, machen wir so das Schloss vergessen. Das wäre die Botschaft, die aus der Verlängerung der Zwischennutzung zu ziehen wäre. Bleibt etwas, bleibt es.

Das ist zwar eine Strategie, die Geduld und Zeit braucht – aber gerade in Berlin erfolgreich war. Erinnern wir uns: Kreuzberg sollte abgerissen werden, Häuser wurden besetzt, der Nutzen alter Bausubstanz wurde mehr und mehr ins Bewusstsein gehoben. Statt der Räumung kam die Stadterneuerung. Heute klingt das wie ein Märchen, das aber wahr wurde – auch weil es pragmatisch war.