Toll Collect legt sich ein bisschen fest

Erstmals nennt die Betreiberfirma der Lkw-Maut einen vagen Termin: Im Frühjahr soll das System endlich startklar sein, verspricht Telekom-Manager Josef Brauner. Derweil verlangen die Länder extra Baumittel aus Manfred Stolpes Haushalt

von MATTHIAS URBACH

„Im Frühjahr wird Toll Collect laufen, davon bin ich fest überzeugt.“ Mit diesen Worten legt sich erstmals nach der Pannenserie einer der Manager hinter Toll Collect, Josef Brauner, fest. Der Chef der Festnetzsparte beim Toll-Collect-Konsorten Deutsche Telekom gesteht gegenüber der heutigen Ausgabe der Wirtschaftswoche, die Einführung sei zu knapp kalkuliert worden. „Wir hätten mehr Puffer einbauen sollen.“ Damit kommt Toll Collect einer Bitte des Verkehrsministers Manfred Stolpe (SPD) nach. Der wollte sich nicht weiter zum Buhmann machen lassen und es diesmal den Maut-Betreibern überlassen, einen Termin zu nennen. Auch gestern wiederholte Stolpe sein neues Credo, dass „die Partner“ den exakten Zeitplan bekannt geben sollten.

Stolpe hatte gestern vor dem Verkehrsausschuss noch einmal das Regelwerk des Vertrages mit Toll Collect erklärt, ohne Einsicht in die Verträge geben zu können. Denn über die Modalitäten einer Einsicht herrscht noch immer Streit zwischen Toll Collect und den Ausschussmitgliedern. Die wollen die Manager des Maut-Unternehmens nächste Woche vorladen, um Auskunft über die Haftung zu erhalten. Stolpe ist durch eine Vertraulichkeitsklausel in dem Vertrag gebunden, keine Details ohne Zustimmung Toll Collects preiszugeben.

Ansonsten nahm Stolpe offenbar kein Blatt vor den Mund. Der Minister sprach von „gezielten Fehlinformationen“ seitens Toll Collect, die zu dieser „unerfreulichen Situation“ geführt hätten. Auch sprach er gegenüber dem Ausschuss von einem „Vertragsbruch“. Wegen der vielen Pannen war der urspünglich für den 31. August geplante Start zunächst auf den 2. November und vor eineinhalb Wochen auf unbestimmte Zeit verschoben worden.

Toll Collect wehrte sich gegen die Vorwürfe des Ministers: Dies sei „völlig absurd“. Alle Informationen über „relevante Entwicklungen zum Stand des Projekts“ habe man „dem Auftraggeber unmittelbar zur Verfügung gestellt“, erklärte das Maut-Konsortium. Stolpe kündigte an, die Verträge nachverhandeln zu wollen. Der Vertrag sei nach dem nicht eingehaltenen Termin nicht mehr stimmig. In Fragen der Haftung und der Einnahmeausfälle sei eine „Anpassung“ nötig. Auch die Verkehrsminister der Länder verlangten gestern auf ihrer Konferenz, Toll Collect für den Schaden voll haftbar zu machen. Stolpe solle entgangene Baumittel erst mal vorstrecken.