Studis müssen selber schmieren

Zum Studienbeginn ist die Essensversorgung am neuen Standort Speicher XI der Hochschule der Künste wenig berauschend. Es gibt für die Studierenden derzeit keine Mensa. Die Hochschulleitung hat viele Ideen, aber keinen exakten Zeitplan

Bremen taz ■ Der neue Standort Speicher XI der Hochschule für Künste (HfK) ist ein Prestigeobjekt. Das vielgerühmte Gebäude im alten Gröpelinger Hafen wurde komplett durchdesignt. Doch bei näherer Betrachtung fehlt etwas: Es gibt im Speicher XI weder eine Mensa noch eine Cafeteria.

Günstige Ess-Gelegenheiten in der näheren Umgebung des einsam gelegenen Speichers sind rar: Ein Kiosk und das gutbürgerliche „Hafencasino“. Doch das ist den Studis auf Dauer zu teuer: „Ich kann mir nicht jeden Tag ein Essen für 6 Euro leisten,“ meint ein frustrierter Student. „An der Kunsthochschule studieren Menschen, die sehr viel Geld für Materialien ausgeben müssen. Die können nicht auch noch teuer essen gehen.“ Die meisten Studierenden schmieren sich ihre Brötchen daher lieber selbst.

Das Problem ist im Kern nicht neu: Die HfK hat eine geringe Studierendenzahl, für die es sich kaum zu kochen lohnt. Die meisten provisorischen Versorgungskonzepte hatten deshalb auf Dauer keinen Erfolg. Umso unverständlicher, dass beim Umzug nach Gröpelingen das Mensaproblem anscheinend nicht richtig bedacht wurde. Der Grund: Die Hochschulleitung hatte auf einen privaten Gastronom in einem anderen Teil des Speichers gesetzt, der mittags in einem „Mensaraum“ billigere Gerichte für Studierende anbieten sollte. Die Eröffnung dieses Restaurants verzögert sich jedoch noch. Es sei außerdem nicht gesichert, so der Hochschulkanzler Markus Wortmann, ob der Gastronom wirklich studentenfreundliche Preise anbieten wird. Am HfK-Standort Dechanatstraße ist ein solches Modell schon einmal gescheitert. Die Studierenden hatten gegen das ihrer Meinung nach zu teure Essen von schlechter Qualität protestiert.

Seit letztem Winter überlegt die Hochschulleitung nun etwas anderes. Von vornherein ausgeschlossen ist die Einrichtung einer Großküche, die nötig wäre, um einen regulären Mensabetrieb aufzunehmen. Sie scheitert im Speicher XI an baurechtlichen Vorschriften. Der Kanzler favorisiert daher eine Art Catering. Schon fertig zubereitete Mahlzeiten würden geliefert und an die Studierenden in einem Raum namens „Anreiche“ ausgegeben. Wortmann spricht wohlweislich von einer „mittelfristigen“ Lösung. Außerdem ist noch nicht gesichert, wer das Essen anbieten soll. Für einen privaten Betreiber lohnt sich das Konzept aufgrund der hohen Personalkosten kaum. Die gemeinnützige Fraueninitiative Quirl e.V. war zunächst im Gespräch. Diese habe ihm aber, so der Kanzler, wegen Sparzwängen vor kurzem abgesagt.

Deshalb soll das Studentenwerk, das für die Bremer Mensen zuständig ist, selbst seinem Versorgungsauftrag nachkommen und die HfK mit Mahlzeiten aus anderen Hochschulstandorten beliefern. Nach Willen Wortmanns soll die Ausgabe von Essen an die Studierendenschaft schon „in wenigen Wochen“ beginnen. Doch beim Studentenwerk gibt man sich vorsichtiger. „Die Hochschule muss das Equipment bereitstellen. Das Studentenwerk ist nur für den Betrieb und den Kundenservice zuständig“, erklärt dessen Geschäftsführer Heinz Mohrmann. In der HfK seien noch einige Umbauarbeiten nötig, damit der Betrieb aufgenommen werden könne. Die „mittelfristige Lösung“ des Versorgungsproblems der HfK wird wohl noch etwas auf sich warten lassen. Langfristig schwebt dem Hochschulkanzler noch eine andere Möglichkeit vor: Er hätte nichts dagegen, wenn die Studierenden Eigeninitiative zeigen würden. Seine Vorstellung: Einige Studierende kochen auf der Entlohnungsbasis einer studentischen Hilfskraft einfach für den ganzen Rest.

Tim Ackermann