jugendliche flüchtlinge: Endlich ernst nehmen
Das Projekt „Fluchtort Hamburg plus“, das jugendlichen Flüchtlingen eine betriebliche Ausbildung anbietet, ist eine echte Premiere. Denn es ist das vermutlich erste Mal, dass Hamburg Flüchtlinge offiziell nicht nur als Kostenfaktor betrachtet, sondern als Menschen mit intellektuellem Potenzial und als ernst zu nehmende Arbeitskräfte.
KOMMENTAR VON PETRA SCHELLEN
Dies bedeutet eine kleine Revolution der öffentlichen Wahrnehmung, und es zeugt sogar von einer sachten Differenzierung. Denn das Projekt impliziert, dass Flüchtlinge tatsächlich als Gegenüber wahrgenommen werden. Als Menschen, die hier ernsthaft Bleibe suchen, Verantwortung übernehmen und niemandem auf der Tasche liegen wollen. Da ist es erfreulich, dass Hamburg jetzt seinerseits Verantwortung übernimmt.
Hinzu kommt, dass sich Hamburg mit dem Projekt einerseits als politisch integer, andererseits als gastfreundlich profilieren kann. Eine Qualität, für die Deutschland bislang nicht übermäßig besungen wurde.
Zu guter Letzt ist das Angebot, junge Migranten auszubilden, wichtig für deren Selbstbewusstsein, das durch die Flucht ohnehin schwer geschädigt ist: Ins politische System ihrer Heimat passten sie nicht, und in Deutschland waren sie oft unerwünscht. Zwischen allen Stühlen also. Gut, dass Hamburg jetzt mal feste Sitzplätze anbietet.
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