: was macht eigentlich ...Herr von Boddien?
Hochdruck
Herr von Boddien heißt vorne Wilhelm und das ist vielleicht der Grund dafür, warum er nicht müde wird, mit solchem Hochdruck Spenden für die barocke Fassade des Stadtschlosses zu sammeln. Ja, mit Hochdruck. „Wir sammeln eher mit noch mehr Hochdruck daran, die 80 Millionen Euro dafür zu sammeln“, sagt der Vorsitzende des Fördervereins. Selbst die jüngst verhängte zweijährige Zwangspause für Planung und Bau vermag den Hochdruck nicht zu senken. Entscheidend sei allein, dass der Baubeschluss unumkehrbar bleibt. „Wir sind ja nicht in einer Bananenrepublik“, hat Boddien herausgefunden. Und darum müsse auch das Schloss an dieser herausgehobenen Stelle „als Geburt der Demokratie“ verstanden werden. Wenn er sich da mal nicht irrt. Zwar hat Liebknecht am 9. November 1918 vom Schlossbalkon herunter die sozialistische Republik ausgerufen, aber der Scheidemann hatte ja bekanntlich noch mehr Hochdruck und schon Stunden zuvor am Reichstag die Deutsche Republik verkündet. 32 Jahre später war es allerdings ausgerechnet Walter Ulbricht, der den größten Hochdruck aller Zeiten erzeugte – mittels 13.000 Tonnen Sprengstoff. Das Kaiserreich war endgültig zerschlagen und übrig blieb die DDR – undemokratisch, aber durch und durch Nicht-Bananenrepublik. Selbst wenn Boddien also Recht hat und wir „nicht in einer Banananrepublik“ sind, nützt dem Schloss das wenig. Darüber müsste man mal nachdenken. Und wie müsste man das? Mit Hochdruck müsste man das. JRZ FOTO: AP