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Palast schlägt Flammen

Zwischenbilanz: 30.000 Besucher nach vier Wochen im Volkspalast. Veranstalter wollen auch 2005 das Haus bespielen und wenden sich „gegen kommerzielle Verwertung“, die der Bund im Auge hat

VON ROLF LAUTENSCHLÄGER

Mit einer Bilanz der ersten vier Veranstaltungswochen, einer Programmvorschau bis November sowie darüber hinaus einer Vorstellung zur zukünftigen Nutzung des Palastes der Republik haben die drei Initiatoren des „Volkspalastes“ am Dienstag ein erstes Fazit ihrer Zwischennutzung gezogen. Dabei begrüßten Amelie Deuflhard (Sofiensæle), Matthias Lilienthal (HAU) sowie Philipp Oswalt (Shrinking City) erneut die Entscheidung, dass die Palastnutzung mit Theater- und Musikgruppen bis Mitte „oder gar Ende 2005“ fortgesetzt werden könne. Den Plan Udo Lindenbergs, im kommenden Jahr mehrmals im Palast aufzutreten, fanden die drei Initiatoren „natürlich gut“.

Zugleich wiesen sie aber Vorstellungen des Bundes zurück, für das kommende Jahr einen „Generalunternehmer“ als Palastbetreiber suchen zu wollen. Ein „rein kommerzieller Betrieb“ zerstöre die Idee öffentlicher und kultureller Nutzung des Ortes und Hauses, so Deuflhard. Der Bund müsse weiter mit projektorientierten Kulturveranstaltern zusammenarbeiten. Diese sollten von einem unabhängigen Kuratorium ausgewählt werden. Die Zwischennutzungsinitiative werde sich der Auswahl nicht verweigern, die Palastmacher kündigten vielmehr an, auch 2005 – „und auch weitere Jahre“ – das Programm gestalten zu wollen.

Am Wochenende hatte die Oberfinanzdirektion (OFD) als Verwerter von Bundesimmobilien – angesichts des derzeitigen Erfolgs – angekündigt, den Palastbetrieb neu auszuschreiben. Kulturstaatsministerin Christina Weiss sprach gestern davon, der Palast solle nicht zugunsten einer Wiese abgerissen werden. Deuflhard forderte erneut ein Moratorium des Abrissbeschlusses durch den Bundestag.

Mit 30.000 Besuchern bisher hat der Volkspalast nach Ansicht der Veranstalter ein „riesiges Interesse“ für das Gebäude und die Künstler dort geweckt. Die Palasteröffnung, die „Fassadenrepublik“, die Theater- und Musikgruppen, der Tanz mit Sasha Waltz oder der Ball Moderne hätten für „Furore“ gesorgt.

Bis November, erklärte Lilienthal, beinhalte das Programm mit „Einstürzende Neubauten“ (Musikperformance), Rudi Häusermanns „Richtfest“ (eine choreografische Begegnung des Gesamthauses) oder mit dem Projekt „Sportification“ (der Palast als Golfplatz) und dem Experimentierraum „Fun Palace“ erneut ein Kulturprogramm der Extraklasse.

Am 11. November, sagte Lilienthal, ende die erste Bespielungszeit des Palastes damit, dass das Haus – wie zur Eröffnung – beleuchtet werde. Diesmal aber mit extrem wattstarken Lampen, die den „Palast symbolisch „verglühen“ oder, für eine weitere Volkspalastnutzung, wieder „neu entflammen“.

Infos: www.volkspalast.com

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