Ein Schritt zu noch mehr Terror

betr.: „Keiner gibt den USA Contra“, taz vom 17. 10. 03

Nicht nur Bush und Blair pfeifen auf die UNO, sondern auch Chirac, Putin und Schröder. Der couragierte Generalsekretär Annan steht nun ganz und gar im Regen und wird wohl demnächst durch eine willfährige Pfeife ersetzt.

In Ihrem Titel berichten Sie: „Kein militärisches oder finanzielles Engagement“. Das ist ein politischer Taschenspielertrick, denn in Afghanistan rüstet die Bundeswehr zum Ausgleich ihres „standhaften“ Verzichts auf einen Einsatz im Irak gerade kräftig auf, was auch nicht ganz billig ist.

Die Umfaller befinden sich in einer Zwangslage: Russland erhofft sich seit langem amerikanische Investitionen. Frankreich und Deutschland müssen ihre transatlantischen Handelsschiffe wieder in ruhiges Fahrwasser führen, wenn sie nicht mit leeren Barkassen weiterschippern wollen. In ihrem europäischen Höhenflug verlieren sie jeden Kredit, wenn sie nicht bald für den nötigen finanziellen Aufwind sorgen.

Im Übrigen ist das größte politische Kapital die erschreckende Vergesslichkeit der Bürger. Es können noch Wetten abgeschlossen werden, dass demnächst auch deutsche Truppen gen Bagdad ziehen. Und: Auf dem immer kürzer werdenden Umweg über die Europäische Union engagieren wir uns sehr wohl schon jetzt auch finanziell. HEINZ MUNDSCHAU, Aachen

Also doch, nun stimmen auch Russland, Frankreich und natürlich „Schröder“-Deutschland der neuen (amerikanischen) Irakresolution zu. „Schröder“-Deutschland soll heißen, heute so, morgen so, übermorgen sososo, von gestern und vorgestern gar nicht zu reden. Na bitte, dann sind „wir“ uns ja alle einig. Das Außenfischerlein hatte es ja bereits „in zerknirschter, weiser Voraussicht“ vorgestern angedeutet. „Ein Schritt nach vorne, in die richtige Richtung“, hat er gesagt.

Mit leichter Verzögerung schafft es der Wahnsinnige in Washington nun doch noch, alle in sein „Terrorboot“ zu ziehen, der Wahnsinn wird zur Methode. Nun ist für die „andere Seite“ klar, wohin die (amerikanische) Reise geht, und vor allen Dingen ist jetzt klar, wer alles mitmacht. Das ist das Verheerende an dieser Resolution, aus ehemals „Unwilligen“ sind nun auch „Willige“ geworden. Genau das hat die US-Administration immer gewollt, die Welt zu spalten, unterschiedliche Religionen und Kulturen eben nicht miteinander zu versöhnen. Und jetzt wird von den „Anderen“ zwischen Amerikanern und den „Willigen“ nicht mehr differenziert. Ein Schritt nach vorne, nein, das ist es sicher nicht, im Gegenteil, es ist ein gewaltiger Schritt zurück, zumal diese so genannte neue Resolution das Altbekannte festschreibt, mit kleinen kosmetischen, lächerlichen „Umdeutungen“. Ich befürchte gar, ein Schritt zu noch mehr Terror … auch in Deutschland?

KLAUS ZINNER, Bochum

Wie kann man vorbehaltlich solcher Einwände einer Resolution zustimmen? Schröders Erklärung, man müsse in dieser schwierigen internationalen Situation zusammenstehen, scheint mir etwas rückwärts gewandt. Wäre es nicht sinnvoller, der Realität ins Auge zu blicken und die Differenzen mit den USA nicht länger unter den Teppich zu kehren? Sicherlich fiele man dadurch in Ungnade, aber vielleicht käme man zu einer Politik gemäß dem gesunden Menschenverstand, welche die verfahrene internationale Situation lockern und gestalten könnte. Aber wem würde das, politisch oder finanziell, nützen? MAX TRAUZETTEL, Stuttgart