Wochenübersicht: Konzert : Thomas Mauch hört auf den Sound der Stadt
Die erste Regel heißt: Es gibt keinen Lärm. Es gibt nur Geräusch. Akustische Signale, die irgendwie geordnet werden. Wer will, kann zum Ergebnis Musik sagen: Angel ist eine Kollaboration von Ilpo Väisänen (Pan Sonic) und Dirk Dresselhaus (Schneider TM), die heute mit Hildur Gudnadottir (Mùm) gleich zweimal im Ausland Exerzitien über die Schönheit des Störgeräuschs betreiben. Ein Rumpeln und Brummen unter Vermeidung aller Melodie. Aber so dicht und sinnfällig organisiert, dass es eine akustische Pracht ist. Unbedingt etwas für die fortgeschrittenen Hörer, während Menschen, die nur mal gucken möchten, gut am Samstag im Zentralberlin aufgehoben sind, weil da unter anderem nämlich Julia Hummer, die Schauspielerin („Crazy“ etc.), ihr erstes Konzert mit Band geben wird. NMFarner, das neue Berliner Superding mit Masha Qrella, Norman Nitzsche und Chrigel Farner spielt auch. Das punkrockt mit Lust und würgt die Gitarre, als müsste man die erste Blumfeld-Platte mit mehr Schmackes neu erfinden. Pop-historisch gesehen: Mehr Hamburger Schule war in Berlin noch nicht, tja, weil Mutter mit ihrem böse malmenden Brecherrock in der Stadt doch einzig stehen seit je. Sie spielen zum Neustadt-Abschied in der Volksbühne am Sonntag mit Britta. Was wirklich mal ein hübsches Doppel ist, um musikalische Genderfragen zu diskutieren. Seltsame Heilige: Howe Gelb, der Giant-Sand-Macher, der seine einstigen Mitstreiter als Calexico in den Erfolg entlassen hat, den er natürlich nie haben wird. Zu wetterwendisch ist er in seinen verzettelten Interessen. Schrundig zerfurchte Seelenmusik, am Mittwoch mit Giant Sand im Quasimodo. Und am Donnerstag Stephin Merritt mit den Magnetic Fields in der Passionskirche. Spieldosen-Kammerpop. Anrührend und so up-lifting fürs Gemüt, als würden die Monkees Nick Drake spielen.