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Archiv-Artikel

Migranten schneller integriert

Zentrum für Türkeistudien: „Euro-Islam“ entsteht. Dennoch Warnung vor Konflikten

BELEK/ESSEN dpa/taz ■ Die Konflikte zwischen der deutschen und der türkischstämmigen Bevölkerung werden nach Einschätzung des Essener Zentrums für Türkeistudien (ZfT) wachsen. „Da sich immer mehr Migranten dafür entscheiden, in Deutschland zu bleiben, müssen Moscheen gebaut sowie muslimisch geprägte Altenheime und Friedhöfe eingerichtet werden“, forderte ZfT-Direktor Faruk Sen gestern bei einer Tagung zum Thema „Euro-Islam“ im türkischen Belek. Dies werde zu starken Konflikten mit den deutschen Nachbarn führen.

Eine langfristige Aufnahme der Türkei in die EU sei für die Integration der Migranten in Deutschland notwendig, erklärte Sen. Er appellierte an die EU-Kommission, kommenden Mittwoch ein positives Votum zur Aufnahme von Beitrittsverhandlungen abzugeben. Nach Ansicht des Migrationsexperten entwickelt sich in den europäischen Einwandererländern ein „Euro-Islam“. Dieser sei geprägt von der Ablehnung der islamischen Rechtsordnung Scharia, dem Laizismus sowie der Anerkennung der Normen der Industriegesellschaft und der Verfassung der Aufnahmeländer.

Der Vorsitzende der CDU-Sozialausschüsse, Hermann-Josef Arentz, nannte den Erwerb der deutschen Sprache Voraussetzung für die Integration der Migranten. „So geht es nicht an, dass Kinder ihre Lehrer nicht verstehen, weil die als Ehefrau nachgereiste Mutter zu Hause nur türkisch mit ihnen spricht“, so der nordrhein-westfälische Landtagsabgeordnete. Daher müssten Sprachkurse Pflicht werden. „Wenn Zuwanderer dies nicht leisten, müssen sie auf lange Sicht wieder auswandern.“

Die migrationspolitische Sprecherin der FDP-Landtagsfraktion, Ute Dreckmann, forderte ebenso wie Sen die Einführung von Islam-Unterricht an den Schulen des Landes. Sen hatte dafür plädiert, den Islam-Unterricht in der regulären Schulzeit in deutscher Sprache zu erteilen. Die religiöse Unterweisung der 340.000 muslimischen Jugendlichen in NRW dürfe nicht weiter in den viel kritisierten Koranschulen erfolgen.