„Zum Schwelgen“ – „widerlich“ – „ist mir egal“, schrieben LeserInnen zur Einführung der neuen Seiten tazzwei. Aber am meisten vermissen sie das Fernsehprogramm
: Information und Bevormundung

Anlässlich der heutigen Ausgabe gab die taz aufs Neue Anlass zu einer doppelten Verwunderung: Nicht nur schafft sie es seit Jahren beharrlich überhaupt sich auf dem Zeitungsmarkt zu halten. Darüber hinaus gelingen ihr – und das als nahezu einzigem Printmedium – immer wieder verblüffende kreative Leistungen. Eine wahre Freude ist es angesichts allerortens schrumpfender Feuilletons miterleben zu dürfen, wie die taz den überaus gelungenen Versuch unternimmt, gerade jenen mittlerweile klassisch gewordenen Topoi des Feuilletons ein gutes Drittel der gesamten Ausgabe zu reservieren. OLIVER FLÜGEL, Darmstadt

Die „zweite Meinung“ erzeugt bereits nach wenigen Minuten einen derartigen Überdruss, dass man eine Blattreform vorschlagen möchte. Gut möglich jedoch, dass Leute, die beispielsweise Literatur für eine gesellschaftlich irrelevante Sonntagsangelegenheit halten, das anders sehen. KARSTEN KREDEL

Nur weil die Bundesregierung den Sozialstaat zerhackt und selbiges als fortschrittlich und irgendwie links verkauft, müsst ihr doch nicht mit der taz das Gleiche machen! Ist ja widerlich! Eine Frage noch: Jetzt, da etwa 40 Prozent der taz zu einem neonfarbenen Gruselkabinett der Oberflächlichkeit mutiert sind, kann ich vielleicht die „tazeins“ zuzüglich der Wahrheit zu einem günstigeren Preis beziehen? ANDREAS SCHIEL, Berlin

Indirekt tragt ihr jetzt auch zur Verteuerung des Lebens bei. Kein Fernsehprogramm mehr in der taz? Qualitätsverlust! Von interessanten Sondersendungen, Fußballübertragungen oder anderen Sendungen bekomme ich nun nichts mehr mit, wenn ich die taz am Abend lese. Kommt denn nun „Tatort“ am Sonntag? Nun muss ich zusätzlich auch noch die Fernsehzeitung (von Springer) kaufen und die anderen kränkelnden Medienkonzerne stützen – oder die taz abbestellen und vielleicht eine andere Tageszeitung bestellen. W. BÖHLING, Stade

Nach eurer letzten Ausgabe mitsamt taz zwei bin ich schwer am überlegen, ob ich nicht doch auf die Ostfriesen Zeitung – nicht intellektuell; nicht bissig; nicht gemein; meint, was sie schreibt; hält, was sie verspricht und vor allem: mit Fernsehprogramm – zurückgreife! INGA JANSSEN, Detern

Über die besondere Bedeutung des neuen Konzepts „tazzwei“ kann man wohl geteilter Meinung sein. Nach nunmehr zwei Ausgaben stelle ich fest, dass es mir beinahe egal ist. Unglaublich finde ich jedoch die Veränderungen in der Darstellung des Fernsehprogramms oder besser gesagt: die Abschaffung! Ein großer Vorteil der taz war es immer für mich, sich selbst Meinungen bilden zu können und kontroverse Anregungen beim Denken zu erhalten. Doch was passiert, die taz-Redaktion versucht mir ebendieses Denken abzunehmen, indem ich jetzt hier bereits morgens vorgekaut bekomme, was ich mir noch anschauen darf oder soll.

HOLGER-MICHAEL ARNDT, Düsseldorf

Chapeau für euer Relaunch mit taz zwei und auch die neue Nordausgabe. tazzwei ist jetzt so richtig was zum Schwelgen und die kleinen Layout-Änderungen, die im restlichen Teil untergeflutscht sind, sind eine optische Bereicherung. Da kann ich nur Danke sagen und ein dickes Lob aussprechen. taz macht einfach Spaß und muss jetzt erst recht sein! ULRIKE HEINICHEN, Kiel

Erst mal Glückwunsch zur neuen tazzwei. Sie ist eigentlich sehr übersichtlich geworden – abgesehen von ein paar Layout-Kleinigkeiten. Ich freue mich schon auf den regelmäßigen Küppersbusch. Aber war es denn wirklich nötig, das TV-Programm zu streichen? Das passt doch platzmäßig locker in die Rubrik „Das sollten Sie sehen“. Die kann man sich eigentlich sparen, wenn dort in Zukunft unterstes TV-Niveau wie „Hollow man“ oder Kerkeling angepriesen wird. CHRISTOPH NIERMANN, Düsseldorf

Letzlich ist die Maßnahme, das TV-Programm zu streichen, für uns eine versteckte Preiserhöhung. Wir haben keine TV-Zeitung und wollten nie eine. Was sollen wir nun machen? Auf den Solipreis zurückwechseln und dafür eine TV-Karstadt abonnieren? Den Computer werfe ich bestimmt nicht an, nur um zu überfliegen, ob es ausnahmsweise etwas in der Glotze gibt. Da wäre ich ja mit 56 k und Hoch-/Runterfahren und Herumgeklicke mindestens 15 Minuten beschäftigt.

Doch konsequent seid ihr mit dem „Das sollten Sie sehen“ auch wieder nicht, denn eine seriöse Zeitung liefert keine Bevormundung, sondern Information. Name ist der Redaktion bekannt

Der Sinn einer Tageszeitung – ob ihr es wahrhaben wollt oder nicht – liegt auch darin, eine tägliche Wetterprognose und einen Überblick über das Fernsehprogramm zu bekommen. Service heißt das Zauberwort! Ihr habt keine Ahnung davon, was ohne den Überblick übers Kika-Programm mir nun für Diskussionen mit meiner Tochter ins Haus stehen. SIBYLLE KAMINSKI, Köln

Seid ihr von allen guten Geistern verlassen? Soll ich mir jetzt statt der taz eine der „unzähligen Programmzeitschriften“ abonnieren? Bei Blatt-„Reformen“ (das Wort bekommt hier auch schon einen so bedrohlichen Klang wie in der Politik) habt ihr schon viel Unfug gemacht, aber das ist wirklich zu viel. Um eine drittel (!) Seite pro Tag einzusparen, um mehr oder weniger intelligente Artikel dafür reinzusetzen, verärgert ihr eure Leser durch die ersatzlose Streichung eines wirklich sinnvollen Serviceangebots.

CURT SCHMIDT-DIEL, Stutensee

Die Redaktion behält sich Abdruck und Kürzen von LeserInnenbriefen vor.Die veröffentlichten Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der taz wieder.