: Zwischen Okzident und Orient
Hamburger Muslime werben am Tag der offenen Moschee für Toleranz und Integration. In St. Georg soll unterdessen ein neues muslimisches Zentrum entstehen
Es ist ein Kampf „gegen die Übermacht der öffentlichen Meinung“, betont Mustafa Yoldas, Vorsitzender des „Rats der islamischen Gemeinschaften in Hamburg“, der SCHURA. Seit dem 11. September 2001 seien auch die 130.000 Muslime in der Hansestadt „übermäßig gegängelt und diskriminiert worden“.
Um „Gehör zu finden für den wahren Islam“ veranstaltete die SCHURA am Wochenende den „Tag der offenen Moschee“. Moscheebesichtigungen und Diskussionen über ein Miteinander von Kulturen und Religionen in der Hansestadt lockten dabei über 1.000 BesucherInnen an.
In der Al-Nur-Moschee in St. Georg forderte Yoldas am Sonntag die in der Stadt lebenden Moslems auf, sich „in Gewerkschaften, Parteien und Vereinen zu engagieren“. Sein Appell: „Wir müssen transparent zeigen, dass wir eine Bereicherung und keine Bedrohung für diese Stadt sind.“
Auf der zentralen Veranstaltung des Tages in der Al-Nur-Moschee nutzte deren Iman, Samir El-Radjab, die Gelegenheit, sich von dem Terror „einer kleinen Minderheit“ seiner Glaubensbrüder zu distanzieren: „Wir sind entsetzt über Anschläge wie in New York und Madrid“, betonte der Geistliche: „Wer zu Gewalt und Terrorismus aufruft, hat in unseren Reihen keinen Platz.“
Das „schlechte Image des Islam“ beklagte auch der Moschee-Mitarbeiter Jamal Sjawie: 83 Prozent der Deutschen würden laut Umfragen Islam mit Terrorismus in Verbindung bringen, 94 Prozent sogar mit der Unterdrückung von Frauen. Sjawie: „Wir fühlen uns missverstanden.“
Da „Integration keine Einbahnstraße“ sei, forderten die Redner der „Muslime als Integrationspartner“ betitelten Veranstaltung Politiker und Hamburger Muslime zu einem gedeihlichen, vorurteilsfreien Miteinander auf. Ein wichtiger Baustein dazu soll das Sichtbarmachen islamischer Einrichtungen sein. Die meisten der über 30 Hamburger Moscheen seien in „nicht wahrnehmbaren, unwürdigen und unansehnlichen Gebäuden“ untergebracht.
So befindet sich die Al-Nur-Moschee, die eine der größten muslimischen Gemeinden Hamburgs hat, seit 1993 in einer außer Betrieb genommenen, neonbeleuchteten, 450 Quadratmeter großen Tiefgarage in St.Georg. Um das zu verändern verhandelt die Gemeinde zurzeit mit der Baubehörde um den Ankauf eines von der „Christlich-wissenschaftlichen Gemeinde“ genutzten Gebäudes in der benachbarten Lindenstraße.
Hier soll nach dem Willen der Gemeinde ein „offener Veranstaltungsort“ mit angemessenen Räumen auch für Frauen und Kinder entstehen. Deutschkurse, Jugendgruppen und Erziehungsberatung, die den Konflikt zwischen den oft traditionell erziehenden Eltern und ihren sich davon oft eingeengt fühlenden Kindern thematisiert, sollen angeboten werden. Marco Carini