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Archiv-Artikel

Anstehen auf zugigen Fluren

betr.: „Hartz IV und wie wir uns damit arrangieren“, taz vom 30. 9. 04

Anstatt über so genannte untypische Arbeitslose zu berichten, sollte sich Jörg Schallenberg mal mit den typischen Arbeitslosen beschäftigen. Die haben nämlich nicht das Gefühl, das Hotel Mama zu verlassen, wenn sie nach stundenlangem Anstehen auf den zugigen Fluren der Arbeitsämter einen mit einem Euro entlohnte Zwangsarbeit aufs Auge gedrückt bekommen. Oder mit denjenigen, die einfach nicht in der Lage sind, den 16-seitigen Antrag auf Hartz IV auszufüllen und trotz des Versprechens der Ausfüllhilfe von den Sachbearbeitern der Arbeitsämter weggeschickt werden. Oder mit denen, die alt oder krank sind oder eine schlechte oder gar keine Ausbildung haben, und deren Chancen, einen von den 300.000 Jobs zu erhalten, die im Arbeitsamtcomputer stehen, gegen null gehen.

Er könnte auch mal einen von den typischen Arbeitslosen fragen, wie er sich fühlt, wenn er seine Lebensversicherung mit großen Verlusten auflösen muss oder das Geld, das die Großmutter den Kindern für eine Ausbildung auf das Sparbuch eingezahlt hat, verschwinden lassen muss. Ob die wohl auch froh sind, durch Hartz IV endlich einen Tritt zu einem selbstbestimmteren Leben zu erhalten?

MANFRED BÖLKOW, Sprecher der Wahlalternative Krefeld