ausweis im auge : Schily Fiction
In ein paar Jahren zahlen wir mit einem Augenaufschlag. Und ohne einen biometrischen Ausweis kommen wir nicht über Landesgrenzen noch in Großveranstaltungen. Die Zukunftsaussichten von Bundesinnenminister Otto Schily lösen ein mulmiges Gefühl aus. Aber warum?
KOMMENTAR VONCHRISTOPH SCHURIAN
Warum macht uns ausgerechnet die futuristische Technik Angst, wenn wir doch jetzt schon ausdauernder denn je kontrolliert werden? Wie sagte es der Chef der Frankfurter Buchmesse – Großveranstalter seien seit dem 11. September 2001 angehalten, jede Menge Sicherheitsschleusen einzusetzen. Ob sie es wollen oder nicht.
Die boomende Branche kann sich jedenfalls freuen an der Ausweitung der Paranoia. Und an einem Bundesinnenminister, der ihr in die Hände spielt; es gibt nur wenige Messen, wo politische Ziele der Bundesregierung und Wirtschaftsinteressen so gut zusammen passen.
Es muss aber nicht nur vor einer biometrischen Zukunft gewarnt werden, wo alles was kreucht und fleucht, jederzeit im Visier der Überwacher ist – auch jetzt schon wird gespitzelt und vor allem eingeschüchtert: Die grassierende Angst vor dem imaginären Terror, die überbemühte Gefahrenabwehr, das martialische Kriegsgemurmel, all das erinnert stark an einen aktuellen Kinofilm. „The Village“ heißt der und erzählt von einer Dorfgemeinschaft, die sich einen äußeren Feind erfindet, nur damit die jungen Leute vor lauter Angst keine Dummheiten machen und alles bleibt, wie es ist.