piwik no script img

Archiv-Artikel

Zu viele Zankpunkte

Nicht nur die HWP, auch der Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der Universität ist absolut gegen eine Zusammenlegung. Dessen Prodekan Henrik Sattler im Interview

taz: Die Hamburger Universität für Wirtschaft und Politik (HWP) protestierte in dieser Woche gegen die Fusion mit Ihrem Fachbereich. Wie stehen Sie dazu?

Henrik Sattler: Glücklich ist auch unser Fachbereich damit nicht. Wir sind absolut gegen diese Zusammenlegung. Aber letzlich ist es beschlossene Sache. Auch die Teilnahme am Moderationsprozess ist uns aufoktroyiert worden. Wir hätten sonst drei Professuren nicht ausschreiben können, die vakant waren. Und auch bei weiteren Professuren sollen wir uns mit der HWP abstimmen, um Doppelbesetzungen zu vermeiden.

Sie sprechen vom Moderationsprozess, den der Senat im Juni Uni und HWP verordnet hat. Der erste Termin fand im September statt, der zweite erst Mitte November. Spielen Sie auf Zeit?

Nein. Es kommen dort halt sehr viele Personen mit sehr vollen Terminkalendern zusammen. Vor dem 17. November fand sich einfach kein Termin.

HWP-Präsidentin Dorothee Bittscheidt befürchtet, dass ihr Fachbereich die Ressourcen der HWP schluckt. Zum Beispiel, indem Sie ihre alten Diplomstudiengänge weiter bestehen lassen und die neuen, ressourcenintensiven Bachelors nur zusätzlich und auf Kosten der HWP bilden.

Wir haben auch schon Bachelor-Abschlüsse, unser Master ist in Planung. Die HWP war hier schneller. Dass diese Reform ressourcenintensiv ist und dass es einen Kampf gibt, ist klar. Aber wichtiger ist: Die HWP und die Wirtschaftswissenschaften der Universität sind zwei unterschiedliche Gebilde mit ganz unterschiedlichen Kulturen. Wir haben 50 Prozent Forschungsanteil, die HWP hat nur zehn. Bei Personalentscheidungen wird es den Streit geben, ob die Forschungs- oder Lehrfähigkeiten zählen. Auch haben HWP-Professoren kaum Mitarbeiter. Es gibt viele Zankpunkte.

Aber gerade die Unterschiedlichkeit soll doch befruchten.

Das sehen wir nicht so. Die HWP ist, auch wenn sie sich Universität nennt, vom Grundsatz her eine Fachhochschule. Wenn wir mit ihr zusammengehen, bedeutet dies die Bildung einer Gesamthochschule. Dies ist aber ein Anachronismus. In Essen wird eine solche Gesamthochschule gerade wieder auseinander genommen. Auch andernorts wird diese Entwicklung revidiert. Nur in Hamburg wird es gemacht, um Ressourcen einzusparen. Und die HWP befürchtet zu Recht, über kurz oder lang von der Bildfläche zu verschwinden.

Aber so, wie es aussieht, scheitert der Moderationsprozess oder wird zumindest ewig dauern.

Die Behörde hat einen Zeitplan, den wir für sehr optimistisch halten. Zum Oktober 2004 soll die Fusion zu einer größeren Fakultät erfolgen. Ich denke, der Moderationsprozess wird mindestens bis ins nächste Jahr dauern. Sollte er dann scheitern, sagt der Senat, gibt es einfach eine Zusammenlegung per Gesetz. Auch wenn keiner der Beteiligten damit zufrieden ist.

Interview: KAIJA KUTTER