WAS MACHT EIGENTLICH ... die East Side Gallery?
: Einen Relaunch erleben

Die Frage berührt eine der Grundfesten des Kunstverständnisses. Ein Bild ist ein Bild ist ein Bild – oder nicht? Diese Frage musste sich auch Kani Alavi, Vorsitzender der Künstlerinitiative East Side Gallery, stellen. Denn Wetter, Abgase und Touristen auf Souvenirjagd sowie unter dem Zwang zur Selbstverewigung haben der Mauer über die Jahre so zugesetzt, dass von den einst farbenfrohen Kunstwerken nur noch blasse, lädierte Bilder auf ebensolcher Mauer übrig waren. Eine Sanierung war fällig. Und dafür müssen die alten Motive ab – und anschließend wieder ran.

„85 Künstler von knapp über 100 werden nach Berlin kommen und ihre Bilder noch mal malen“, erklärt Alavi, der seit fast einem Jahr die Künstler zusammengetrommelt hat. Zwar sei der ursprüngliche Start für die Arbeiten auf Mitte April verschoben worden – schließlich können die Künstler nicht den ganzen Tag in der Kälte arbeiten. Doch dann werden im Herbst 105 Bilder in altem, neuem Glanz erstrahlen.

Mit dabei ist der berühmte Kuss zwischen Honecker und Breschnew. Auch der wird laut Alavi – entgegen anderslautenden Berichten – genau so wieder aufgemalt, wie es der Künstler schon 1990 tat. „Sonst ist die Authentizität verloren“, sagt Alavi. Nur sollten bessere Farben dieses Mal eine längere Haltbarkeit der Kunstwerke garantieren. Damit er sich nicht in ein paar Jahren schon wieder die Frage stellen muss, ob ein Bild tatsächlich ein Bild ist – oder doch nicht. SVE FOTO: AP