Aufzug der Nato-Waffenbrüder

betr.: „Weg mit den Waffen“, Leserbriefe, taz vom 13. 3. 09, 18. 3. 09

„Mit Rücksicht auf die Gefühle“, so hieß es, verzichtete die Internationale Waffenbörse darauf, vom 3. bis 5. April wenige Autominuten von Winnenden entfernt auf ihrer jährlichen Waffenshow wieder alles zum Geschäft zu machen, was die Tötungsfantasien in unseren kranken Seelen nähren kann. Es war die „Rücksicht“ auf die geschäftsschädigende Trauer um die 16 Opfer der legal gekauften Pistole von Winnenden: Der Waffenmarkt von Sindelfingen nebenan, unmittelbar nach Winnenden gnadenlos durchgezogen, erlebte ein 90-prozentiges Ausbleiben der Waffenkäufer.

Für neue Bombenstimmung im Land sorgt dann vom 3. bis 5. April ohnehin der gigantischste Schützenverein aller Zeiten, wenn in Straßburg die Waffenbrüder der Nato aufziehen, das Rheintal in ein entvölkertes, waffenstarrendes Fernsehstudio verwandeln und dann feiern, feiern, feiern: 60 Jahre Aufrüstung, Angstmache statt Politik, Atomkriegsdrohung, Feindbildpflege; und sie träumen ihre Allmachtsfantasien vom weiteren Ausbau der Weltrüstung unter Nato-Befehl. Wer wird beim Triumphzug der Uniformierten am 4./5. April wagen, um die von unseren Waffen auf der ganzen Welt täglich zerrissenen Kinder genauso zu trauern wie um die Waffenopfer bei uns daheim? HARTMANN DOERRY, Tübingen