Freie Fahrt über den Amazonas

Ostseeautobahn A20 zwischen Trave und Oder vor der Fertigstellung. Die Westerweiterung zur Elbe und bis an die Weser hat bereits begonnen

Neubrandenburg / Hamburg lno/taz ■ Noch wird die schnelle Autofahrt zur Ostsee mehrfach unterbrochen: Rund ein Drittel der Ostseeautobahn A20 ist noch Baustelle. Doch Ende 2005 sollen die letzten drei großen Lücken im milliardenschweren Ost-West-Verkehrsprojekt der deutschen Einheit geschlossen sein. Dann führt die neue Trasse auf 324 Kilometern südlich der Ostsee von Lübeck durch Mecklenburg-Vorpommern bis nach Polen.

Noch Ende dieses Jahres soll die Lücke zwischen Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern geschlossen werden. Ein Jahr später sollen nach elf Jahren Bauzeit die letzten Teilstücke in Brandenburg freigegegen werden. Die freie Fahrt von Lübeck in die polnische Hafenstadt Stettin an der Oder wird dann rund 1,6 Milliarden Euro verschlungen haben.

Am Dienstag begannen in der Hansestadt an der Trave bereits die Bauarbeiten in die andere Richtung. Rund 77,4 Millionen Euro wird das knapp 16 Kilometer lange Teilstück kosten. Die Bundesregierung hatte erst im August die Finanzierungszusage gegeben. Im August 2008 soll die erste Etappe der Nordwestumfahrung Hamburgs fertiggestellt sein.

Die weiteren Planungen sehen den Anschluss an die A7 Richtung Kiel und Flensburg vor, einen Elbtunnel zwischen Glückstadt auf der schleswig-holsteinischen und Drochtersen auf dem niedersächsischen Ufer des Flusses sowie die Anbindung an die A26 bei Stade und die Küstenautobahn A22 mit dem Wesertunnel bei Brake nördlich von Bremen.

Während die Planungen für die Weiterführung der A20 in Schleswig-Holstein noch nicht abgeschlossen sind, ist der Bau in Mecklenburg-Vorpommern weitgehend fertig. Das Teilstück zwischen Lübeck und Schönberg inklusive der lange umstrittenen Brücke durch die ökologisch wertvolle Niederung des ehemaligen deutsch-deutschen Grenzflüsschens Wakenitz, die Umweltschützern als „Amazonas des Nordens“ gilt, soll am 14. Dezember freigegeben werden. Dann wird die A20 von Lübeck bis kurz vor Stralsund durchgängig befahrbar sein.

„Es läuft genau so, wie wir es vor vielen Jahren geplant haben“, freut sich bereits der Bauherr, die Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und Bau GmbH (DEGES) in Berlin, über die baldige Fertigstellung der A20. Immerhin darf sie sich der längste Autobahn-Neubau Deutschlands seit dem Krieg nennen.

Sophia-Caroline Kosel

Sven-Michael Veit