: Keine Ente: Flug nach Peking
Schon bald soll es von Berlin aus Direktflüge nach China und in die USA geben. „Ergebnisse noch in diesem Jahr“, kündigt Flughafengesellschaft an. Für den Airport Tempelhof hätte das keine Folgen
von FELIX LEE
Berlin expandiert gen Ost und West – zumindest was den Flugverkehr betrifft. Gegenüber der taz bestätigte der Sprecher der Berliner Flughafengesellschaft, Eberhart Elie, dass es schon in Kürze von Berlin aus Direktflüge nach China und in die USA geben soll. „Mit ersten Ergebnissen rechnen wir noch in diesem Jahr.“ Angaben, ab wann, wie oft und welche Städte von Berlin aus angeflogen werden sollen, wollte Elie jedoch nicht machen. Auch nicht zur Frage, mit wem verhandelt wird. Die Rede ist von „großen amerikanischen und fernöstlichen Fluggesellschaften“.
Die Lufthansa ist zumindest kein Verhandlungspartner. „Ohne Drehkreuz-Funktion lohnt sich Berlin als Standort nicht“, sagte Lufthansa-Sprecher Wolfgang Weber. Einen „Sturzflug“ wie vor drei Jahren wolle sich Deutschlands größte Fluggesellschafter nicht noch einmal leisten. 2001 hatte die Lufthansa nach nur wenigen Monaten ihren Nonstop-Flug Berlin–Washington eingestellt. Nicht wegen allgemeinen Nachfragemangels – die Touristenklasse war stets gut gefüllt –, sondern wegen geringer Auslastung in Business- und Erster Klasse. Den Flügen fehlte es an Geschäftsreisenden – einer Kundschaft, die in Berlin rar gesät ist. Daran habe sich bis heute nichts geändert, so Weber.
„Berlin steht vor einer ganz anderen Situation als 2001“, findet hingegen Flughafengesellschaftssprecher Elie und beruft sich auf eine aktuelle Marktstudie, die von der Gesellschaft in Auftrag gegeben wurde. Demnach fliegen rund 400 US-Amerikaner täglich Berlin an, bloß eben nicht im Direktflug, sondern mit Umsteigestopp in Frankfurt, Zürich oder London. „Diesen Anteil können wir uns auch selbst sichern“, sagt Elie.
Noch höher sind die Erwartungen der Berliner Flughäfen beim China-Geschäft. Besonders Gespräche mit der chinesischen Seite hätten „mehr als nur vage Hoffnungen“ ausgelöst, sagte der Chef der Flughafengesellschaft Dieter Johannsen-Roth im RBB-Inforadio. Marktexperten geben ihm Recht. Sie rechnen in den kommenden Jahren mit Wachstumsraten von bis zu 50 Prozent allein bei den chinesischen Fluggästen.
Allein der Flughafen Tempelhof wird von der Expansion der Fernflüge nicht profitieren. Das Oberverwaltungsgericht hatte zwar vor zwei Wochen entschieden, dass der Stadtflughafen zunächst nicht schließen darf. An den Abwicklungsplänen des Verlustbringers will die Flughafengesellschaft aber festhalten. Johannsen-Roth kündigte an, dass als erster Schritt die Haupthalle dichtgemacht werde. Ein Flughafen ohne Abfertigungshalle werden amerikanische Sicherheitsbehörden wohl kaum zulassen.