: BVB verordnet sich Mittelklasse
Der Fußballverein Borussia Dortmund will sich nach den Verlusten der Vergangenheit auf sein Kerngeschäft Bundesliga konzentrieren. Der Europacup wird nicht mehr eingeplant
AUS DORTMUNDELMAR KOK
Die Geschäftsführung des Dortmunder Fußballvereins Borussia Dortmund (BVB) wird womöglich um einen Posten erweitert. Auf die Frage, ob sich Borussia in Zukunft mit einem dritten Geschäftsführer verstärken wolle, sagte BVB Manager Michael Meier gestern bei der Bilanzpressekonferenz der Aktiengesellschaft „Wir beiden sind jedenfalls nicht beratungsresistent, möchte ich mal sagen“.
Dazu könnten auch die Gläubiger des Vereins beigetragen haben. Denn erstmals will der Verein in den laufenden Spielzeiten nicht mit Einnahmen aus dem Europäischen Geschäft rechnen, sagt der BVB-Vorsitzende Gerd Niebaum. Einnahmen aus Europapokal-Wettbewerben „dienen zukünftig nur noch der Konsolidierung“. Sein Weg, den angeschlagenen Verein wieder flott zu machen lautet, „die Ausgaben müssen den Einnahmen angepasst werden“. Harte Einschnitte soll es daher im Profikader des BVB geben. Bis zum Ende der laufenden Saison sollen die Profis nur noch insgesamt 35 Millionen Euro pro Jahr verdienen. In der letzten Saison reichte der BVB noch 46,1 Millionen Euro in Gehältern an seine Spieler weiter.
Schuld an der Finanzmisere ist nach Niebaums Ansicht das mehrmalige Verpassen eines internationalen Wettbewerbs und die Pleite des Medienunternehmers Leo Kirch. Wegen Kirch müsse der BVB auf 14 Millionen Euro pro Jahr verzichten, sagt Niebaum.
Zudem drückt der Rückkauf des Stadions die Bilanz. 17 Millionen Euro muss der BVB jährlich bezahlen, hätte es dann ab 2017 wieder in seinem Besitz. Nun wollen sich die Verantwortlichen aus dem Vertrag freikaufen, entweder mit Hilfe einer Anleihe, die frisches Geld bringen soll, oder als Minderheitsgesellschafter einer Kapitalgesellschaft. Mit dem jetzigen Stadionbesitzer sei man in Gesprächen „ich gebe jetzt aber keine Wasserstandsmeldungen ab“, sagt Niebaum.
Mit den im letzten Geschäftsjahr, das am 30. Juni dieses Jahres endete, angelaufenen Verlusten von rund 67,7 Millionen Euro summiert sich der Schuldenstand des Unternehmens Borussia auf 118,8 Millionen Euro. Einnahmen verspricht sich Niebaum von den WM-Spielen im nächsten Jahr. „Ungefähr vier Millionen Euro Miete“, soll der BVB erhalten, allerdings räumt Niebaum ein, dass vorher noch Umbaumaßnahmen durchgeführt werden müssten „wie die Neubestuhlung des Ehrengastbereiches, Sessel mit Polstern und Armlehnen“. Zudem müsse das Stadion ein komplett neues elektronisches Zugangssystem erhalten, sagte Niebaum.
Einmal durften die rund 100 anwesenden Journalisten im Angesicht der schlechten Zahlen auch lachen. Als Niebaum und Meier Zahlen präsentierten, nach denen der Spielerkader des BVB 84,8 Millionen Euro wert sei.