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Archiv-Artikel

Waidwund in Lackleder

„Schon wieder so’ne Lust“: Gabriela Maria Schmeide macht in der Disko Rosige Zeiten aus Liedern Minidramen

Das Bremer Theater ist für diese Premiere vom Goetheplatz ins Bahnhofsviertel gezogen, und die Disko „Rosige Zeiten“ bietet auch das passende Ambiente für das Programm „Schon wieder so’ne Lust“, mit dem die Schauspielerin Gabriela Maria Schmeide ihre im doppelten Sinne des Wortes „liederliche“ Seite zeigt.

Mit hochgesteckter Frisur im kleinen Schwarzen aus Lackleder stöhnt sie Serge Gainsbourgs „Je t’aime“ so brünstig, dass man(n) nicht weiß, ob man(n) lachen oder sich fürchten sollte. Da geht es ans Eingemachte der weiblichen Sexualität, wenn sie bei dem eh schon larmoyanten Chanson „Er war gerade 18 Jahr‘“ die Schlusszeile und Pointe „Ich zählte zweimal 18 Jahr“ herauspresst wie ein waidwundes Tier.

Weltbewegend ist dabei ihre Stimme nicht, aber das macht nichts: Gabriela Maria Schmeide ist eine singende Schauspielerin, für die jedes Lied ein Minidrama ist. Auf der Bühne ist sie eine eruptive Kunstfigur, die aber genau wie Frau Schmeide in Bautzen aufwuchs, deren Mutterspache das Sorbische ist und die mindestens so gut in russisch wie in englisch singen kann.

Da kann es schon mal passieren, dass sie nach einem Lied von den Puhdys ganz begeistert zu erzählen beginnt, wie sie die Band einmal auf der Rolltreppe eines Kaufhauses getroffen hat. Und die russische Nationalschnulze „Schwarze Augen“ interpretiert sie so böswillig als eine wildgewordene Mamutschka, dass sie dafür in ihrer Jugend bestimmt nach Sibirien gewandert wäre.

Das Programm hat sie zusammen mit dem Pianisten Dietmar Loeffler entwickelt, der sie auch auf der Bühne mit der eigens dafür gegründeten Nachtclub-Band „Gabrielas Lustknaben“ begleitete. 20 Songs in knapp zwei Stunden, das sind bei Gabriela Maria Schmeide kleine, mit großem komischem Talent aufgeführte Komödien. Wilfried Hippen

Vorstellungen am 8. und 14.11.