: Schreiblust statt Frust
Wissenschaftliches Arbeiten ist erlernbar und die Berufskarriere kann frau planen. Hilfe dabei bietet das Women‘s Career Center an der Uni. Schreibseminare und Workshops auch für Absolventinnen
von Jennifer Neufend
„Das Schreiben fällt mir leicht, wenn es keine Pflicht ist“, schreibt eine Teilnehmerin des Seminars „Schreiblust statt Schreibfrust“ auf eine Karteikarte. Sie wird zu den anderen an eine Pinnwand gehängt. Kann ich überhaupt schreiben? Was ist wissenschaftliches Schreiben? Diese Fragen stellen sich die Studentinnen nicht nur während des Seminars, sondern die gesamte Studienzeit über.
Um das wissenschaftliche Schreiben geht es im Seminar „Schreiblust statt Schreibfrust“, das vom Women‘s Career Center (WCC) der Universität angeboten wird. Das WCC bietet seit 2001 für Frauen im Hauptstudium, Absolventinnen oder Promovendinnen kostenlose Seminare an, um sie fit für Studium und Beruf zu machen. So geht es in den Seminaren und Vorträgen um unterschiedliche Formen akademischen Arbeitens wie Lesetechniken, Exzerpieren oder eben das wissenschaftliche Schreiben, die im WCC erlernt oder verfeinert werden können. Zugleich will das Zentrum aber auch Frauen helfen, den Arbeitsmarkt einzuschätzen und später dort erfolgreich einsteigen zu können. In der Infothek des WCC stehen den Studentinnen und Absolventinnen dazu Broschüren und eine Link-Sammlung fürs Internet zur Verfügung.
Das WCC ist als Teil des Aufgabenbereiches „Studienausgangsphase“ beim Zentrum für Studienberatung und Psychologische Beratung der Uni angesiedelt. Finanziell unterstützt wird es zur einen Hälfte vom Bund-Länder-Programm „Chancengleichheit in Forschung und Lehre“ und zur anderen von der Universität Hamburg.
„Der Anteil der Frauen im Studium ist recht hoch“, berichtet Anne Kadisch, zuständig für Organisation im WCC. „Nur in Führungspositionen im Job sind Akademikerinnen immer noch sehr gering vertreten.“ Mit den Seminaren, Vorträgen, Einzel- und Gruppen-Coachings des WCC soll sich das ändern.
„Stärken stärken“, „Karriereplanung – einmal innehalten“, „Frauenkarriere in der Wissenschaft“ oder „Starke Vorstellung – ein Bewerbunsgseminar“ – so lauten einige der Seminare, die in diesem Wintersemester angeboten werden. Anmelden kann sich, so Kadisch, jede, die sich im Hauptstudium, im Examen oder in der Promotion befindet. „Wir müssen natürlich auswählen“, bedauert Kadisch. „Bei Bewerbungsseminaren werden Frauen zugelassen, die schon ihren Abschluss haben oder kurz davor stehen.“ Allgemein werden Frauen im Hauptstudium bevorzugt. Immerhin bewerben sich insgesamt fast doppelt so viele Frauen wie Plätze zur Verfügung stehen. So konnten im letzten Jahr von insgesamt 645 Anmeldungen nur 283 berücksichtigt werden.
„Auch wenn immer wieder Männer nach unseren Angeboten fragen, sind sie ausschließlich für Frauen“, erklärt Kadisch. Ausgenommen sei die Ringvorlesung „Fishing for Careers“, bei der zu verschiedenen Schwerpunktthemen Frauen aus der Praxis oder aus dem Studium ihre Erfahrungen berichten. „Dass in den Seminaren nur Frauen mitmachen, gehört zum Konzept“, erklärt Kadisch. In einer reinen Frauengruppe sei es für viele leichter, über Probleme oder Ängste zu sprechen. Wie sie betont, würden jedoch auch Männer solch eine Karrierehilfe benötigen, die es an der Hamburger Universität für sie aber nicht gibt.
„Frauen gehen offener ihre Schwächen an“, scheint die einhellige Meinung der Seminarteilnehmerinnen zu sein. Ein weiterer Grund, sich für Angebote des WCC zu entscheiden, sei, dass die Förderung im Jahr 2006 ausläuft. „Je größer die Nachfrage, desto größer auch die Aussicht auf weitere Förderung“, erhoffen sich die Teilnehmerinnen.
Was aber nach 2006 geschehe, stehe in den Sternen, so Mitarbeiterin Kadisch. Zumindest die Karriere der 13 jungen Akademikerinnen aus dem Schreibseminar ist nun nicht mehr so ungewiss. Viele haben gemerkt, dass sie schreiben können und es sogar gern tun, auch wenn es Pflicht ist.