: Protestfront gegen die „Schweine-Liga“
Drittliga-Vereine aus NRW drängen beim DFB-Bundestag auf eine Reform der Regionalliga. Wettbewerbsverzerrung zwischen Amateurclubs und Zweit-Teams der Bundesliga soll beseitigt werden. Fans wollen für Reform protestieren
BOCHUM taz ■ Beim DFB-Bundestag in Osnabrück wollen die Drittliga-Vereine aus NRW eine Neuordnung des drittklassigen Fußballs erreichen. Auf der Jahreshauptversammlung des Fußballbundes am 22. und 23. Oktober soll eine Kommission zur Regionalliga-Reform eingesetzt werden. Wie der DFB jetzt mitteilte, haben sich die Chefs der großen Regionalverbände grundsätzlich auf die Notwendigkeit einer Reform verständigt. „In diese Überlegungen muss auch das Thema Regionalliga unter dem Aspekt eingebunden werden, ob die Wettbewerbsbedingungen zwischen den Amateurvereinen und den Amateurmannschaften der Bundesliga nicht zu ungleich geworden sind“, heißt es in einer DFB-Pressemitteilung. Eine Nachwuchsliga des Profifußballs und eine eingleisige Regionalliga bleibe eine „diskussionswürdige Alternative“.
Die Fans wollen beim Bundestag für eine neue dritte Liga auf die Straße gehen. Unmittelbar vor Beginn der Versammlung werden auch Anhänger von West-Clubs wie Düsseldorf oder Wuppertal zur Stadthalle Osnabrück marschieren, um dort für eine Dritte Spielklasse ohne Nachwuchsteams der Proficlubs demonstrieren. Mit ihrem Protest unter dem Motto „Amateurteams raus aus Liga 3“ liegen die Fans inhaltlich auf der Linie der meisten Drittliga-Clubs aus dem Fußball-Westen. Seit Jahren kritisieren Vereinsvertreter die zweigleisige Regionalliga. „Schweineliga“ hatte Jürgen Gelsdorf, Coach des nach jahrelanger Drittklassigkeit in die 2. Bundesliga aufgestiegenen Rot-Weiß Essen, der Spielklasse zwischen Profi- und Amateur-Fußball zum Abschied hinterher gerufen. Von der Wettbewerbsverzerrung durch den Einsatz bekannter Bundesliga-Kicker in den Zweitvertretungen der Proficlubs bis zu den willkürlichen Jugendquoten für alle Vereine – die Regularien der Regionalliga stören nahezu alle Trainer und Manager.
Jetzt ist Bewegung in die Diskussion gekommen. Besonders ein alter Vorschlag von Paul Jäger, Geschäftsführer von Fortuna Düsseldorf und Mitglied im Regionalliga-Ausschuss, steht wieder zur Debatte. Jäger macht sich für eine „Reservemannschaften-Bundesliga“ stark: „Eine solche Liga könnte man anbinden an die Oberligen.“
Widerstand gegen eine Liga-Reform zugunsten der Amateurvereine kommt aus München. Karl-Heinz Rummenigge, Vorstands-Chef des FC Bayern, sprach sich gegen eine mögliche Verbannung des Profi-Nachwuchsteams aus der 3. Liga aus und fordert die Abschaffung des Aufstiegs-Verbots in die Zweitklassigkeit: „In Spanien dürfen die zweiten Mannschaften ja auch bis in die zweite Liga aufsteigen.“ Der Bayern-Vorschlag dürfte beim konservativen DFB jedoch keine Mehrheit finden.
MARTIN TEIGELER