berliner szenen Plötzlich knallt’s

Ein großer Tag

Die kleinen Mädchen sind Kätzchen. An einem Stand hinten werden sie geschminkt, manche Mädchen allerdings scheinen sich selbst geschminkt zu haben, so wild wirken ihre Gesichter. Ihre Mütter waren auch mal so, heute trinken sie Bier mit ihren Männern und nehmen sie in den Arm, zum Zeichen der Verbundenheit. Die meisten Männer tragen heute Uniform, es ist ein großer Tag.

Die Feuerwehr in Rudow wurde hundert Jahre alt, aus diesem Anlass wurde ein Volksfest ausgerichtet, eine Straße abgesperrt, Technisches Hilfswerk, das Rote Kreuz, DLRG und selbstverständlich die Feuerwehr selbst stellten technisches Gerät aus, belustigten Kinder und Erwachsene.

Plötzlich knallt’s! Auf dem Dach der Feuerwache ist ein Brandsatz gezündet worden, und ein bemitleidenswertes Mädchen, Mitglied der Jungfeuerwehr, das ebenfalls stark verschminkt wurde, ruft um Hilfe. Das Mädchen ist das Opfer, die Feuerwehr muss es retten, ein Einsatzleiter erklärt den Umstehenden, was jetzt getan werden muss, dass es auf der Leiter gefährlich ist, dass man sich als Feuerwehrmann zunächst um das Opfer und erst dann um den Brand kümmert und dass man hier alles etwas langsamer vorführt, damit wir Zuschauer auch die Abläufe begreifen. Tatsächlich verläuft dieser Einsatz äußerst langsam, doch wirken die Feuerwehrleute, die hier den Einsatz spielen, zudem sehr gehemmt.

Kein Wunder, nahezu jeder Feuerwehrmann, der nicht im Showeinsatz ist, filmt diesen vom Dach der Feuerwache aus, von rechts und links, vorn und hinten; dreißig oder vierzig Digitalfilme entstehen, die nichts deutlicher zeigen, als dass die Kollegen langsam ihre Arbeit machen. JÖRG SUNDERMEIER