frauen in jobs
: Ein Sieg, doch nur in der Statistik

Die Berlinerinnen haben es endlich geschafft. Sie haben die Ämter besetzt, die Büros erstürmt und die Firmen erobert – oder doch nur die Statistik? In Berlin, ermittelten Experten, arbeiten mehr Frauen als Männer in versicherungspflichtigen Jobs.

Kommentar von COSIMA SCHMITT

Über ihre tatsächliche Macht sagt das wenig. Denn allzu viele Frauen jobben Teilzeit oder tippen in den Vorzimmern. Die Zahl der Frauen aber, die Firmen leiten, Millionenetats verschieben – sie dümpelt nach wie vor bei wenigen Prozenten.

Noch immer gilt: Die Einserabiturientin studiert eher Pädagogik als Informatik. Weil Vorbildfrauen im Chefsessel fehlen, fehlt dem weiblichen Jungtalent der Mut zum Aufstieg. Und da eine Frau im Schnitt weniger verdient, selbst im gleichen Job, gebietet auch das Konto: Sie bleibt zu Hause bei Windeln und Herd, er ackert im Büro. Wie erfolgreich aber kann eine Karriere sein, die sich um die Babypause gruppiert?

Doch, die Gesellschaft hat sich verändert. Deutschland 2004 propagiert nicht das Hausfrauenglück der Fünfziger. Frauen sollen studieren, Existenzen gründen und qualifiziert arbeiten. Dass sie aber Konzerne leiten, ihr Leben im Jet zwischen Tokio und New York verbringen – das gilt als Kuriosum.

Einige Ideen sind bekannt, das Übel zu bekämpfen. Kinderkrippen etwa, in denen studierte Pädagogen die Kleinsten fördern, rund um die Uhr und kostenlos – das ist ein Ansatz. Vor allem aber muss verändert werden, was bislang noch als selbstverständlich gilt: Fast immer ist es die Frau, die für die Kinder kündigt. Warum aber sollte sie den Karrieresprung erkämpfen, wenn sie weiß: Mit dem Kind beginnt der Teilzeitjob? Und warum sollte ihr Chef sie unterstützen, wenn er befürchten muss: Beim ersten Baby ist alles vorbei? Eine gerechte Aufteilung der Erziehung, gefördert durch finanzielle Anreize oder Gesetzesdruck – das wäre ein echter Weg zu mehr Frauenmacht in der Arbeitswelt. Auch außerhalb der Statistik.

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