: New York gleich zweimal direkt
In Tegel gab es über Jahre hinweg keine Direktverbindung in die USA. Jetzt aber wollen sich zwei Fluglinien sogar Konkurrenz auf der Transatlantik-Strecke machen
Der Flughafen Tegel, über Jahre hinweg degradiert zum Zubringerflughafen, ist binnen Tagen zum attraktiven Ziel gleich zweier US-Fluggesellschaften geworden. Nach Delta Airlines kündigte Continental, gleichfalls einer der Großen am Markt, Direktflüge nach New York ab Juli 2005 an. Die bislang letzte Direktverbindung in die USA – Berlin–Washington – hatte die Lufthansa 2001 gekappt. Die deutsche Linie will dem Beispiel der US-Anbieter nicht folgen. Eine Flughafensprecherin dementierte parallel dazu Meldungen, wonach auch eine Verbindung nach Schanghai für 2005 fest vereinbart ist.
Anders als die Lufthansa gehen Continental wie Delta davon aus, mit der einer Direktverbindung gutes Geld verdienen zu können. Man habe Berlin schon länger im Blick gehabt, doch die Anschläge vom 11. September 2001 mit den nachfolgend rapide gesunkenen Passagierzahlen hätten die Pläne zwischenzeitlich gestoppt, sagte Continental-Vizepräsident Jim Summerford.
Ohne die Lufthansa namentlich zu nennen, kritisierte der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) die Strategie des Unternehmens: „Wir sind bombardiert worden mit der Analyse, dass es sich nicht rechnet.“ Der Einstieg der Amerikaner bestätigt für ihn das Gegenteil.
Wie teuer der Direktflug wird, mochte Continental gestern nicht beziffern. Offen blieb auch, bis wann die Verbindung Gewinne abwerfen muss. Manager Steve Knackstedt verwies aber auf andere europäische Ziele, die zwei Jahre Verlust machten, dennoch gehalten wurden und nun Profite brächten. Die Konkurrenz mache die Sache zwar nicht leichter, sei aber kein Grund gewesen, das Projekt zu stoppen.
Zurückhaltend mit konkreten Zahlen war auch der Chef der Berliner Flughafen-Gesellschaft (BFG), Dieter Johannsen-Roth. „Sehr auskömmlich“ sei das, was für die BFG durch Continental herausspringe. Die Zahl neuer Arbeitsplätze, die Continental selbst einrichtet, ist mit 10 bis 12 überschaubar. Mittelbar aber erhoffen sich Wirtschaftsexperten vielfältige Effekte. Demnach hängen Ansiedlungen oft schlicht daran, dass die entscheidenden Topleute direkt am künftigen Standort aus dem Flugzeug steigen können, statt in Frankfurt umsteigen zu müssen.
STEFAN ALBERTI