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Archiv-Artikel

die anderen über die wahlen in afghanistan und australien

Die Times aus London kommentiert den Wahlverlauf in Afghanistan: Der Wahlkampf war ein Triumph der Demokratie. In einem vom Bürgerkrieg eingeschüchterten Land, zum Schweigen gebracht durch die unterdrückende Herrschaft der Taliban-Eiferer, wurde eine nie da gewesene Debatte über die Zukunft Afghanistans geführt. Präsident Karsais Aufgabe ist es jetzt, auf den erzeugten Hoffnungen aufzubauen. Die Erwartungen zu erfüllen, wird schwierig sein. Die Bevölkerung Afghanistans hat sich auf jeden Fall in einem wichtigen Punkt bewiesen: Die Freiheit ist ein Recht, das auch unter den Ärmsten des sich abmühenden Landes wertgeschätzt wird. Das allein deutet schon auf eine bessere Zukunft hin.

Die Zeitung La Stampa aus Turin schreibt dazu: Die Wahlen in Afghanistan führen unvermeidlich zu einem Vergleich damit, was im Irak geschehen kann, wenn dort im kommenden Jahr die Wahlen anstehen. Afghanistan ist unter vielen lokalen Machthabern aufgeteilt, hat aber eine starke historische Berufung. Der Irak hat ein relativ junges koloniales Erbe, in dem große ethnische und religiöse Gemeinschaften nebeneinander existieren, die in ihren Idealen und politisch verfeindet sind. Unterschiedlich waren aber vor allem die Bedingungen, unter denen sich die amerikanischen Einsätze abgespielt haben. In Afghanistan wurde der Krieg über afghanische Milizen geführt, die die Kontrolle über die von den Taliban übernommenen Territorien gesichert haben. Im Irak wurde der Krieg hingegen direkt von den Alliierten geführt, die lokale Armee wurde aufgelöst und neue Streitkräfte wurden viel zu spät aufgestellt, als die Guerilla schon geboren war.

Den erneuten Wahlsieg des konservativen Ministerpräsidenten John Howard in Australien kommentiert der Tages-Anzeiger aus Zürich: Howard hat eine unglaubliche Begabung, von Problemen abzulenken, die ihm schaden könnten. 2001 löste er eine „Flüchtlingskrise“ aus, indem er einem Boot voll erschöpfter Asylbewerber das Anlanden verbot. Tage später wurde er wiedergewählt – als mutiger Grenzwächter. Der neue Sieg hat Parallelen. Als im Wahlkampf die rissigen Gründe für die Beteiligung am Irakkrieg zum Thema wurden und Labor-Chef Mark Latham für den Fall seines Sieges den Rückzug der eigenen Truppen aus dem Irak versprach, warnte Howard frech, unter Labor würden die Hypozinsen steigen. Ein kompletter Unsinn, wie Experten sagten, aber die Taktik brachte Erfolg: Howard, der brillante Farblose, holte sich den größten Sieg seiner Karriere.