Geht gut: Parasitäre Verhältnisse

Parasit. Der hat ja nun in unserer Gesellschaft nicht unbedingt den besten Ruf, der auch nicht besser wird, wenn man ihn auf Deutsch als Schmarotzer bezeichnet. Dabei war der Parasit ursprünglich mal ein durchaus angesehener Beruf, im antiken Griechenland, wo das Wort einen hochgeachteten religiösen Beamten bezeichnete, und zwar einen ohne Pensionsberechtigung, sondern einen von der Gemeinde gewählten Beamten auf Zeit, dem die Auswahl des Getreides, des Brots, der Speise für das kultische Opfermahl oblag. Daran erinnerte Ulrich Enzensberger in „Wir Parasiten“, seiner im Jahr 2001 in „Die andere Bibliothek“ erschienenen Kultur- und Naturgeschichte des Parasitentums, in der der Autor darauf beharrte, dass wir alle doch eigentlich Parasiten sind. Und wohlverstandener Parasitismus durchaus Lebenskunst sein kann. Am heutigen Dienstag spricht Ulrich Enzensberger, einst Mitbegründer der Berliner Kommune 1, und ja, auch Bruder von Hans Magnus, im Charlottenburger Buchhändlerkeller über „Wir Parasiten“, mit einem Vorwortspiel der IG Drei Elfen. Carmerstraße 1, 20.30 Uhr. 5/3 Euro. TM