: Drei Bürgermeister sind für Köln genug
In der heutigen Ratssitzung wird voraussichtlich kein Bürgermeisteramt für die FDP übrig bleiben, wenn CDU, SPD und Grüne die Posten verteilen. Koalitionsgespräche zwischen SPD und Union sollen bis 12. November abgeschlossen sein
KÖLN taz ■ Im Wahlkampf hatte die Kölner FDP Manfred Wolf Flächen deckend in der ganzen Stadt plakatiert. Der Mann solle Bürgermeister bleiben, war eine der zentralen liberalen Aussagen. Obwohl die Partei deutlich an Stimmen und Sitzen im Stadtrat hinzu gewonnen hat, scheint der Bürgermeisterstuhl für Wolf wohl am heutigen Donnerstag verloren zu gehen. Die größeren Fraktionen wollen offenbar nur noch drei Repräsentations-Vertreter für OB Schramma wählen.
„Natürlich haben wir diese Signale wahrgenommen“, sagte FDP-Fraktionschef Ralph Sterck: „Aber was sollen wir machen?“ Die CDU hatte vor fünf Jahren den vierten Bürgermeister-Posten neu geschaffen, weil sie die vierköpfige Mini-Fraktion unbedingt dabei haben wollte. Schließlich sorgten die Liberalen für eine schwarz-gelbe Mehrheit, die erst mit dem Scheitern des GAG-Verkaufs platzte.
Nun aber braucht scheinbar niemand die FDP für seine Koalitions-Spielchen. Die laufen derzeit ohnehin nur noch zwischen SPD und CDU, und zwar hinter fest verschlossenen Türen. „Man hält sich bedeckt“, weiß die Grünen-Fraktionsvorsitzende zu berichten: „Es läuft aber wohl auf Schwarz-Rot hinaus.“ Inzwischen hätten sich in beiden großen Parteien anscheinend die Befürworter der Großen Koalition durchgesetzt. Dass es auch anders gehe, zeige die rot-grüne Minderheitenkoalition in Bonn, wo SPD und Grüne mit dem „Bürgerbund“ zusammenarbeiten und die CDU/FDP-Koalition ablösen wollen. Hier tritt der Rat erst übermorgen zur konstituierenden Sitzung zusammen. Auf Köln sei das Bonner Modell aber kaum zu übertragen, meint Moritz: „In Bonn stehen die Oberbürgermeisterin und die Parteien geschlossen hinter dem Bündnis, und es gibt nicht ständig Sperrfeuer von allen Seiten.“
CDU-Parteichef Walter Reinarz und SPD-Fraktionsvorsitzender Martin Börschel sagten übereinstimmend, bis zum 12. November sollen alle wesentlichen Verhandlungen zwischen den beiden Parteien abgeschlossen sein. Erstes Thema sei der städtische Haushalt. Bis zu diesem Datum hätten sich CDU und SPD gegenseitig versprochen, mit keinen anderen Parteien über Kooperationen zu reden.
Die Fronten laufen schließlich in Köln auch sehr unterschiedlich. So platzte in der Bezirksvertretung Innenstadt überraschend das rot-grüne Bündnis, weil ein Sozialdemokrat entgegen früherer Absprachen als Bezirksvorsteher kandidierte. Gewählt wurde schließlich von Schwarz-Grün der Grüne Andreas Hupke – immerhin war seine Partei mit fast 31 Prozent in der Innenstadt stärkste Partei geworden. Direktkandidatin Thelen hatte SPD-Mann Börschel auf den zweiten Rang verwiesen.
Für Erstaunen sorgte im Rathaus im übrigen das Gerücht, dass das doppelköpfige Spitzenteam der Kölner Sozialdemokraten womöglich gemeinschaftlich in den Düsseldorfer Landtag strebt. Sowohl Martin Börschel als auch Jochen Ott wurde nachgesagt, dass sie sich bei der Wahl im Mai für einen Sitz in dem Parlament bewerben. Offiziell wollten sie sich dazu erst einmal nicht äußern. Frank Überall