werbepause: herr rossi sucht die glücksspirale

Eigentlich sollten wir uns mit Herrn Rossi freuen. Sollten der Glücksspirale dankbar sein, dass sie ihn, den traurig-tragischen Zeichentrick-Antihelden, mit einer staatlichen wie stattlichen Sofortrente von 7.000 Euro in den wahrlich verdienten Ruhestand geschickt hat. War ja auch nicht mehr mit anzusehen, wie der arme Herr Rossi tagein, tagaus in der Sardinenkonservendosenfabrik schuften musste. Fast so, als sei er die Hauptfigur in einem Aki-Kaurismäki-Film. „Ja Herr Rossi sucht das Glück, sucht vom Glück nur ein klei- nes Stück“, hat uns eine extrem gut gelaunte Frauenstimme zu Beginn der kleinen Rossi-Filmchen immer gesungen. Und deshalb wäre, wie gesagt, all das Grund zur Freude, würde Herr Rossi nicht ausdrücklich das Glück suchen – und eben nicht die Glücksspirale. Für die aber muss er jetzt Werbung machen. Und wie der Herr Rossi da so vor der psychedelischen Glücksspiralenspirale taumelt, das Bündel Banknoten fest im Griff, hat das nichts mehr von der kaum weniger psychedelischen Intention, mit denen Bruno Bozzetto, ein guter Freund des italienischen Kommunismus, seinen Rossi in den Sechzigern hinaus in die kapitalistische Weltordnung geschickt hat – zeichen(trick)hafte Gesellschaftskritik mit den LSD-bunten Mitteln der Popkultur, bewusstseinserweiternd im Sinne von Karl Marx und Timothy Leary. Die originalen Abenteuer des Signore Rossi gibt’s übrigens immer noch zu sehen, und zwar immer dienstags in der wunderbaren „late lounge“ im hessischen Fernsehen. Ohne Sofortrente, ohne Glücksspirale, mit Sardinenkonservendosenfabrik.CLEMENS NIEDENTHAL