: Kirche, Käsemarkt, Schule, Basketball
Nicht nur ihre Kindergruppe schaut auf zu Rebecca Rienhoff – die Abiturientin aus Münster wird als kommende Centerspielerin im deutschen Frauenbasketball gehandelt. Ihre Tage sind jetzt schon verplant wie bei einem Sportprofi
MÜNSTER taz ■ „Ich hab keine Zeit, schlecht zu schlafen“, lacht die 18-jährige Rebecca Rienhoff und dribbelt mit Ball zwischen ein paar Rosenbüschen hindurch. Auf dem Weg zum Training der ersten Damenbasketballmannschaft des UBC Münster ist sie noch schnell auf einer Geburtstagsparty vorbeigefahren. Nun muss sie los in die Halle, ein Blick auf die Uhr, rasch wirft sie ihre Sporttasche über die Schulter.
Seit dieser Saison spielt Rebecca Rienhof im Regionalligateam als Centerspielerin. Beim Sonntagsspiel gegen New Baskets Oberhausen 2 kam das UBC-Team aus Münster unter die Räder. Für Rebecca ein Grund mehr, noch intensiver zu trainieren. „Das wird unser zweites Ligaspiel, das wir gewinnen“, hoffte Rebecca vor dem Anpfiff. Als Centerspielerin hatte sie sich häufig frei gespielt und sich mit viel Biss Wurfchancen herausgearbeitet. Trotzdem war gegen die wurfstarken Oberhausenerinnen, erst letztes Jahr aus der 2. Bundesliga abgestiegen, kein Kraut gewachsen. Am Ende zeigte die Anzeigetafel 63:84 für die Gäste.
Für die UBC-Damen geht es um den Ligaerhalt in der dritten Liga, für Rebecca, mit 18 Jahren das Team-Küken, könnte es bald um mehr gehen. Spielverständnis, mit 1,85 eine ideale Größe für eine Centerspielerin und enorme Leistungsbereitschaft – Voraussetzungen für eine Karriere in der Bundesliga. Um das Potential der Ausnahmesportlerin zu fördern, hat Trainerin Anja Kückelmann dafür gesorgt, dass Rebecca viermal in der Woche mit den Bundesligadamen aus Dorsten trainieren darf.
Ein vollgepacktes Leben für ein junges Mädchen, das gerade aufs Abitur zugeht. Neben der Schule jobbt sie auf dem Wochenmarkt als Käseverkäuferin, engagiert sich in der kirchlichen Jugendarbeit. Einmal wöchentlich geht sie mit einer Gruppe Sechstklässler ins Kino oder zum Schwimmen. Die Ferien verbringt sie im Zeltlager. „Wenn du selber aus einer kleinen Familie kommst, ist es toll, mit vielen Kindern unterwegs zu sein“, sagt sie.
Dass sie für die Kleinen ein Vorbild ist, findet sie reizvoll – sie lernt auch gerne von anderen. Bei den UBC-Damen ist sie da gut aufgehoben. „Wir haben einige Spielerinnen, die mehr als 35 Jahre alt sind – von denen lerne ich technisch und taktisch ungeheuer viel“, weiß sie. Und wenn sie mal wieder ihren hohen Ansprüchen nicht genügt, bauen die sie wieder auf.
Ärgerlich ist, dass in der Männerdomäne Basketball die weiblichen Aktiven noch immer nicht recht zum Zuge kommen. Es fehlt eine kontinuierliche Nachwuchsarbeit, weibliche Trainer sind die Ausnahme und auch unter den Schiedsrichtern finden sich kaum Frauen an der Trillerpfeife. Immerhin: „Dass wir letzten Sonntag mit den Herren gemeinsam in der Uni-Halle antreten konnten und unser Spiel besser vermarktet wurde, ist ein erster Schritt in die richtige Richtung“, freut sich Trainerin Kückelmann.
Und Rebecca, die selbst schon mal eine Basketball-AG an ihrer Schule geleitet hat, freut sich natürlich besonders, dass es beim UBC mittlerweile mehrere weibliche Jugendmannschaften gibt. So erobern sich die jungen Frauen zunehmend einen Platz unter den Körben. DIRTEN PÜTTMANN