: Degussa früh dabei
Strieder-Sprecherin: Schon Anfang des Jahres war Arbeitsebene des Holocaustmahnmals für Protectosil
Die Bauverwaltung hat Presseberichte zurückgewiesen, sie habe darauf gedrängt, ein Anti-Graffiti-Mittel von Degussa zum Schutz der Stelen des geplanten Holocaust zu nutzen. Vielmehr habe sich Degussa mit einem Angebot für den Lack der Stelen an die Behörde von Senator Peter Strieder (SPD) gewandt, erklärte die Sprecherin Petra Reetz. Die veranschlagten Kosten des Chemie-Unternehmens seien jedoch höher gewesen als die Summe, die das Beton-Unternehmen Geithner, das die Stelen baut, dafür veranschlagt habe, wenn es die Betonquader selbst beschichtet. Dies habe ihre Behörde Degussa mitgeteilt. Daraufhin habe das Unternehmen seinen Preis für ihr Produkt Protectosil gesenkt.
Architekt Peter Eisenman habe sich aus technischen Gründen für das Degussa-Produkt ausgesprochen, so Frau Reetz. Schon Anfang des Jahres habe die Arbeitsebene zum Bau des Mahnmals, also Fachleute der Bauverwaltung und der Mahnmalsstiftung, darüber Bescheid gewusst, dass Degussa den Auftrag bekommen solle. Die politische Ebene sowohl der Stiftung wie der Bauverwaltung habe aber erst Mitte Oktober von der damals noch gültigen Entscheidung für Protectosil erfahren.
Anfang vergangener Woche hatte das Kuratorium diesen Beschluss zurückgenommen, da eine Mehrheit in diesem Gremium es als unerträglich empfand, dass gerade Degussa die Beschichtung für die Stelen liefert: Eine Tochterfirma des Chemiekonzerns hatte in der Nazizeit das Giftgas Zyklon B in die Vernichtungslager geliefert.
Unterdessen hat Bundestagspräsident Wolfgang Thierse, der der Mahnmalsstiftung vorsteht, Degussa für die konstruktive Mitarbeit im Streit um das Denkmal gedankt, wie das Unternehmen mitteilte. In einem Gespräch mit Degussa-Chef Utz-Hellmuth Felcht hat Thierse die Gründe für die Stornierung des Auftrags erläutert. Nach Expertenangaben war das Degussa-Angebot am Ende offenbar sehr preiswert. So lägen die Kosten für den Schutz normalerweise bei etwa 20 bis 30 Euro pro Quadratmeter. Das sei etwa das Doppelte des Degussa-Angebots gewesen. PHILIPP GESSLER